Der Rocker?
MOPO-Interview mit Soko-Chef Mirko Streiber (48)
Neun Razzien, fünf Hells Angels verhaftet und Dutzende Rocker überprüft: Seit fast vier Wochen geht die Soko „Rocker“gegen kriminelle Motorradclubs vor. Die MOPO sprach mit dem Soko-Chef, Kriminaldirektor Mirko Streiber (48).
Fast jeden Tag eine GroſsMOPO: razzia gegen Rocker. Was bringt das? Mirko Streiber: Wir haben zwei Zielrichtungen. Zum einen mit Hochdruck die Ermittlungen zu den bekannten Fällen voranzutreiben. Beispielsweise der Schieſserei auf St. Pauli am 28. Dezember und die Tat vom 2. Januar, bei der ein Mongol in einen Hinterhalt gelockt worden ist und erheblich verletzt wurde. Zum anderen wollen wir durch präsente Maſsnahmen weitere Eskalationen verhindern und so Gewaltausbrüchen entgegentreten. Deshalb führen wir Razzien und Kontrollen durch. Das ist ein erfolgreiches Instrument auch um Informationen zu erhalten. reagieren die Rocker auf dieWie sen Druck? Sie erdulden das. Es wird kein Widerstand geleistet. Aber natürlich hören wir, dass sie schon genervt sind von unseren Maſsnahmen. Zunehmend finden wir bei den Personen auch keine gefährlichen Gegenstände mehr . Das hat also schon seine Wirkung gezeigt. durchsuchen ja auch BordelSie le. Das führt zu Umsatzverlusten. Tut das den Hells Angels weh? Sicherlich gibt es dort Geschäftseinbuſsen. Aber die streben wir nicht an, das ist nur eine Folge der Maſsnahmen. Unser Ziel ist es, Gewalt zu unterbinden. Schlieſslich wurde an der Reeperbahn auf offener Straſse geschossen. Nur durch Zufall und Glück ist damals kein Unbeteiligter getroffen worden. Wir setzen alles daran, solche Vorkommnisse in dieser Stadt zu verhindern. Können Sie etwas zur Festnahme mutmaſslider Schützen sachen gen? Nein, aber wir sind immerhin mit 56 Mitarbeitern in der Soko aktiv und das Tag und Nacht. Da wird akribisch gearbeitet, jedes Puzzleteil zusammengefügt. Schon seit 1983 es in Hamgibt burg immer wieder Groſsrazzien gegen die Hells Angels. Obwohl die Rocker hier bis heute zwar verboten sind, sind sie trotzdem präsent. Wie kann das sein? 1983 kam es zum Verbot, weil die Hells Angels in Hamburg unter anderem nach Schutzgelderpressungen als kriminelle Vereinigung eingestuft worden waren. Bundesweit sind sie aber nicht verboten. Bis zu den aktuellen Vorkommnissen waren die Hells Angels hier aber eher unauffällig. Einzelne Mitglieder haben allerdings Straftaten begangen – aber eben nicht als Gruppe agiert. Wie machen die Hells Angels ihr Geld? Sie haben Einkünfte durch das Prostitutionsgewerbe und Lokale, die sie betreiben. kam es überhaupt zur EskaWie lation zwischen Hells Angels und Mongols? Die Hintergründe sind nicht ganz klar. Aber die Mongols wollten 2015 in Hamburg Fuſs fassen. Es kam zu Provokationen in den sozialen Netzwerken. Ob das genau der Hintergrund für die Gewalttaten ist, können wir noch nicht sagen. jetzt Ruhe einIst gekehrt, oder droht eine weitere Eskalation im Rocker-Krieg? Es wäre verfrüht zu sagen, dass Ruhe eingekehrt ist. Unser Ziel ist es, weitere Auseinandersetzungen zu verhindern. Aber wir müssen das beobachten, werden uns nicht auf den ersten Erfolgen ausruhen und sind noch nicht am Ende. Wir haben einen langen Atem.