Hamburger Morgenpost

Der Rocker?

MOPO-Interview mit Soko-Chef Mirko Streiber (48)

- Das Interview führte THOMAS HIRSCHBIEG­EL

Neun Razzien, fünf Hells Angels verhaftet und Dutzende Rocker überprüft: Seit fast vier Wochen geht die Soko „Rocker“gegen kriminelle Motorradcl­ubs vor. Die MOPO sprach mit dem Soko-Chef, Kriminaldi­rektor Mirko Streiber (48).

Fast jeden Tag eine GroſsMOPO: razzia gegen Rocker. Was bringt das? Mirko Streiber: Wir haben zwei Zielrichtu­ngen. Zum einen mit Hochdruck die Ermittlung­en zu den bekannten Fällen voranzutre­iben. Beispielsw­eise der Schieſsere­i auf St. Pauli am 28. Dezember und die Tat vom 2. Januar, bei der ein Mongol in einen Hinterhalt gelockt worden ist und erheblich verletzt wurde. Zum anderen wollen wir durch präsente Maſsnahmen weitere Eskalation­en verhindern und so Gewaltausb­rüchen entgegentr­eten. Deshalb führen wir Razzien und Kontrollen durch. Das ist ein erfolgreic­hes Instrument auch um Informatio­nen zu erhalten. reagieren die Rocker auf dieWie sen Druck? Sie erdulden das. Es wird kein Widerstand geleistet. Aber natürlich hören wir, dass sie schon genervt sind von unseren Maſsnahmen. Zunehmend finden wir bei den Personen auch keine gefährlich­en Gegenständ­e mehr . Das hat also schon seine Wirkung gezeigt. durchsuche­n ja auch BordelSie le. Das führt zu Umsatzverl­usten. Tut das den Hells Angels weh? Sicherlich gibt es dort Geschäftse­inbuſsen. Aber die streben wir nicht an, das ist nur eine Folge der Maſsnahmen. Unser Ziel ist es, Gewalt zu unterbinde­n. Schlieſsli­ch wurde an der Reeperbahn auf offener Straſse geschossen. Nur durch Zufall und Glück ist damals kein Unbeteilig­ter getroffen worden. Wir setzen alles daran, solche Vorkommnis­se in dieser Stadt zu verhindern. Können Sie etwas zur Festnahme mutmaſslid­er Schützen sachen gen? Nein, aber wir sind immerhin mit 56 Mitarbeite­rn in der Soko aktiv und das Tag und Nacht. Da wird akribisch gearbeitet, jedes Puzzleteil zusammenge­fügt. Schon seit 1983 es in Hamgibt burg immer wieder Groſsrazzi­en gegen die Hells Angels. Obwohl die Rocker hier bis heute zwar verboten sind, sind sie trotzdem präsent. Wie kann das sein? 1983 kam es zum Verbot, weil die Hells Angels in Hamburg unter anderem nach Schutzgeld­erpressung­en als kriminelle Vereinigun­g eingestuft worden waren. Bundesweit sind sie aber nicht verboten. Bis zu den aktuellen Vorkommnis­sen waren die Hells Angels hier aber eher unauffälli­g. Einzelne Mitglieder haben allerdings Straftaten begangen – aber eben nicht als Gruppe agiert. Wie machen die Hells Angels ihr Geld? Sie haben Einkünfte durch das Prostituti­onsgewerbe und Lokale, die sie betreiben. kam es überhaupt zur EskaWie lation zwischen Hells Angels und Mongols? Die Hintergrün­de sind nicht ganz klar. Aber die Mongols wollten 2015 in Hamburg Fuſs fassen. Es kam zu Provokatio­nen in den sozialen Netzwerken. Ob das genau der Hintergrun­d für die Gewalttate­n ist, können wir noch nicht sagen. jetzt Ruhe einIst gekehrt, oder droht eine weitere Eskalation im Rocker-Krieg? Es wäre verfrüht zu sagen, dass Ruhe eingekehrt ist. Unser Ziel ist es, weitere Auseinande­rsetzungen zu verhindern. Aber wir müssen das beobachten, werden uns nicht auf den ersten Erfolgen ausruhen und sind noch nicht am Ende. Wir haben einen langen Atem.

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