„Varekai“: Ein Zirkus voller Zauberwesen
Der „Cirque du Soleil“kommt nach Hamburg – mit 50 meisterhaften Artisten
Hinter der Bühne ist viel los. Auf dem Boden liegen Matten, Artisten dehnen sich und verrenken ihre Gliedmaſsen, als wäre das gar nichts Besonderes. Andere Künstler des „Cirque du Soleil“sitzen vor einem groſsen Flachbildschirm und schauen sich Videoaufnahmen ihres letzten Auftritts an. Ihr Trainer gibt ihnen Tipps, wie es beim nächsten Mal noch besser klappen könnte.
Dann wird es unruhig. „Achtung, jetzt bitte Platz machen, die Artisten üben an der ,Russian Swing‘!“Die „russische Schaukel“– ein angsteinflöſsendes Gerät, das die Akrobaten meterhoch in die Luft schleudert. Dort drehen sie sich kunstvoll – und landen tatsächlich sauber auf einem Podest. Da es logischerweise fatal wäre, wenn sie Letzteres nicht täten, muss die Nummer rigoros immer wieder geübt werden. Tägliches Training gehört aber auch bei den anderen Mitgliedern des Ensembles dazu – nur montags haben sie frei. Nicht umsonst genieſst der „Cirque du Soleil“einen so exzellenten Ruf.
Jetzt kommt der „Cirque“, der mit klassischem Zirkus wenig zu tun hat, mit der Show „Varekai“nach Hamburg. Tiere oder eine kreisrunde Manege gibt es hier nicht – dafür Artisten in schillernden Kostümen, die mit ihren Körpern unglaubliche Dinge tun. Das Ganze ist lose verpackt in eine zarte, poetische Geschichte: Der junge „Ikarus“stürzt vom Himmel und findet sich in einer mystischen Waldlandschaft wieder.
Der Held ist allerdings verletzt und kann nicht mehr ohne Hilfe laufen. Die Bewohner des Waldes, kunterbunte Fabelwesen, kümmern sich um ihn – ein Artist auf Krücken zeigt ihm schlieſslich, dass er mit Übung und starkem Willen wieder das Laufen lernen kann.
Dazwischen toben und turnen die Zauberwesen über die Bühne: Sie stellen sich einander auf die Schultern (zu dritt!), vollführen Kunststücke auf einer glitschigen Plastikplane oder baumeln am Trapez. Ein Clown und seine blonde „Assistentin“lockern die Show auf. 50 Artisten und Musiker aus insgesamt 19 Nationen sind an der Produktion beteiligt.
Viele der Künstler sind übrigens frühere Leistungsturner. „In diesem Bereich finden wir am ehesten Menschen, die die hohen Anforderungen unserer Shows erfüllen“, so Choreograf Michael Montanaro. Jedes Mitglied des Ensembles kann neue Facetten zu seiner Rolle hinzufügen. „Wenn jemand eine einzigartige Nummer beherrscht, versuchen wir das in die Geschichte einzubauen.“
„Varekai“ist eine von 18 Shows des „Cirque du Soleil“, die es derzeit weltweit zu sehen gibt. Seit 2002 wird die Geschichte vom Fallen und wieder Aufstehen gezeigt, bald nun auch in Hamburg. Das stete Touren hat den Zirkus zu einem Meister der Logistik gemacht: Für jedes Gastspiel in einer neuen Stadt müssen 600 Kostüme, Bühnentechnik, Instrumente und Co. verpackt, transportiert und aufgebaut werden. Da jeder genau weiſs, wie Auf- und Abbau am schnellsten vonstatten gehen, schafft das Team es in Rekordgeschwindigkeit. So kommt auch die „Russian Swing“heil an jedem Spielort an.
Barclaycard-Arena: 10.-14.2., div. Zeiten, Sylvesterallee 10, ab 50 Euro
Cirque du Soleil
Der „Cirque du Soleil“entstand 1984 aus einer Gruppe von 20 kanadischen Straſsenkünstlern. Sie hatten keine Lust auf klassischen Zirkus, sondern wollten mehr Kunst und Ästhetik auf die Bühne bringen. Das kam beim Publikum an: Seit 1984 sahen weltweit 155 Millionen Zuschauer (!) eine Show des „Cirque du Soleil“. Heute arbeiten 1300 Artisten an den 18 Tour-Programmen. Sie stammen aus 50 Nationen, sprechen 25 verschiedene Sprachen. Inzwischen hat der „Cirque“im „Treasure Island Hotel“in Las Vegas sogar ein festes Theater.