Frauen zahlen für vieles den sogenannten „Pink Tax“-Aufschlag. Doch warum?
Hamburg
– Obwohl Frauen weniger verdienen, kostet eine Bluse in der Reinigung mehr als ein Hemd. Beim Friseur berappt Frau für einen simplen Haarschnitt bis zu 69 Prozent mehr als ein Mann. Und bei Kosmetika werden Frauen ohnehin dreister geschröpft als die Herr-lichkeit. Der Frauenzuschlag schreit nach Ungerechtigkeit – und schreiend ist auch das Pink, in das Frauen-Produkte oft getaucht sind. Deshalb ist dieses Phänomen auch als „Pink Tax“bekannt, zu deutsch: die Rosa-Steuer.
Die Verbraucherzentrale Hamburg schaute sich in Regalen und Shops um und stieß bei Rossmann auf blaue Isana-Einwegrasierer. Die Klingen, die Größe, die Formen waren identisch mit den pinkfarbenen für Ladys – doch der Preis umgerechnet pro Stück (mal 15 Cent, mal 20 Cent) war 33 Prozent höher. Ähnlich sah es bei Einwegrasierern von „real“oder „dm“aus und setzte sich bei Rasierschaum und Düften fort.
Besonders dreist: Das James-Bond-Deo 007. Mann (150 ml) blättert auf umgerechnet 100 ml 5,97 Euro an der Kasse hin, Frau (75-mlFlasche) stolze 9,93 Euro – 66,5 % Aufschlag! Der Münchner Chemiker Heinz Langhals analysierte für den BR: „Von den Inhaltsstoffen sind beide gleich, nur der Duftstoff ist unterschiedlich. Den könnte man aber auch mit Zimt aus dem Gewürzregal dazugeben“, so der Professor. „Pink Tax“ist auch bei „Otto“Mode: Für eine pinkfarbene iPad-miniSchutzhülle von Speck landen 24,95 Euro im Warenkorb. Für das gleiche Modell in Grün zahlt man(n) 19,95 Euro.
Doch warum ist das so? „Man weiß aus Studien, dass Frauen bereit sind, mehr zu zahlen. Und die Kunst der Händler besteht darin, das auszunutzen“, so Armin Valet von der Hamburger Verbraucherzentrale.
Der Bayerische Rundfunk konfrontierte einige Händler mit der Frage. Einer der wenigen, die überhaupt geantwortet hatten, war Rossmann: „Angebot und Nachfrage regulieren in der freien Marktwirtschaft den Preis. Niemand hindert Frauen daran, auch Männerprodukte zu kaufen ...“
Während das Thema erst im Februar im britischen Parlament zur Debatte stand, drückt sich Deutschland noch darum. Sensibilisierung der Verbraucher sei vielversprechender als Aufforderungen an den Handel, heißt es aus dem Bundesverbraucherministerium.