Der KillerSchwan
Tierdrama in Barmbek:
Von SANDRA SCHÄFER
Spaziergänger und Vogelbeobachter sind entsetzt. Am Osterbekkanal nahe der SBahn Barmbek ertränkt ein Höckerschwan systematisch Gänseküken. Kann der „Killer-Schwan“durch tägliche Patrouillen und einen Zaun in Schach gehalten werden? Schwanenvater Olaf Nieß ist zuversichtlich.
Familien kommen gern mit ihren Kindern in den kleinen Park an der Hufnerstraße, um die Gänse zu füttern. Doch das endet oft mit Tränen. Denn die flauschigen Gössel werden von Tag zu Tag weniger. Mit Argus-Augen lässt ein männlicher Schwan den Blick über den Kanal schweifen, während sein Weibchen am Nordufer brütet.
Sobald sich eine Gans mit ihrem Nachwuchs aufs Wasser wagt, schlägt er zu. Er schwimmt auf die Gössel zu, taucht die Jungen mit seinem großen Schnabel immer wieder unter Wasser, bis sie erschöpft ertrinken. „Hat der Schwan ein Küken tot gebissen, stürzt er sich auf das nächste. Nach und nach vernichtet er somit ganze Familien!“, sagt Gänse-Fachmann Simon Hinrichs (25).
Seit 2005 ist Hinrichs Graugans-Zähler und -beringer. Er hat eine eigene Homepage (www.GansHamburg.info) und einen Facebook-Auftritt für seine Tiere eingerichtet („Gans Hamburg“). Kaum jemand hat einen so guten Überblick über die Wasservögel wie er. „Vier Paare haben bereits ihren gesamten Nachwuchs verloren!“, sagt er. Ein Küken konnte er selbst gerade noch retten. Hinrichs fordert von der Stadt, dass der aggressive Schwan mit seiner Familie umgesiedelt wird, wenn sein eigener Nachwuchs erst einmal geschlüpft ist. Außerdem fordert Hinrichs, dass der Schwan nach der Brutzeit aus dem Bestand der Alsterschwäne herausgenommen wird, damit er im nächsten Jahr nicht wieder viele Küken tötet. Denn er hält das Tier für einen Wiederholungs-Täter, der schon im vergangenen Jahr Gänseküken getötet hat.
Der Killer-Schwan gehört zu den Alsterschwänen von Schwanenvater Olaf Nieß. „Die Situation ist unschön dort“, gibt der zu. „Wir sind jetzt täglich vor Ort und beobachten die Lage.“Außerdem werde nun ein Zaun im Wasser gezogen. „Die Gössel können darunter hindurchschwimmen, der Schwan wird abgehalten.“
Nieß geht davon aus, dass der Schwan dieses aggressive, territoriale Verhalten nur zeigt, weil dort zu viele Wasservögel auf kleinstem Raum leben. „Die Gänse werden dort massiv angefüttert und es sind auf kleinem Gebiet 80 der Tiere.“Wenn der Zaun nicht hilft, muss die Schwanenfamilie vielleicht wirklich umgesiedelt werden. Auch wenn Schwanenvater Nieß das auch als allerletzte Möglichkeit sieht.
„Der Schwan ist so aggressiv, weil hier sehr viele Tiere sind.“Schwanenvater Olaf Nieß