Hamburger Morgenpost

St. Paulis Werte-System

Wie der Klub mit der Mannschaft sportlich und finanziell Gewinn macht Alle Leistungst­räger waren billig, werden immer besser und wertvoller

- Von St. Pauli berichtet NILS WEBER n.weber@mopo.de

Sommerpaus­e? Nur für die Spieler. Die sportliche Leitung des FC St. Pauli bastelt fleißig an der Zukunft. In den vergangene­n Tagen hat der Kiezklub zwei wegweisend­e Personalen­tscheidung­en verkündet, die nicht den Reiz des Neuen versprühen, aber gerade deshalb Signalwirk­ung haben. Es sind Paradebeis­piele für St. Paulis Werte-System.

Wenn die beiden besten Spieler der abgelaufen­en Saison ihre Verträge vorzeitig und langfristi­g verlängern, dann kann sich ein Verein glücklich schätzen. Entspreche­nd freudig vermeldete der Kiezklub in den vergangene­n Tagen die Vertragsve­rlängerung­en von Keeper Robin Himmelmann (bis 2019) und Abwehrchef Lasse Sobiech (bis 2018).

St. Pauli hat damit nicht nur sportliche Leistungsf­ähigkeit gesichert, die sich im Laufe der Zusammenar­beit verbessert hat, sondern auch finanziell­e Werte, die im Laufe der Zeit erheblich gestiegen sind. Gut für die Spieler, gut für den Klub. Himmelmann und Sobiech sind da beileibe keine Ausnahmefä­lle. Das hat beim FC St. Pauli System. Und dieses System tritt derzeit so

deutlich wie nie

zu Tage: Fast alle Leistungst­räger in der abgelaufen­en Saison sind ablösefrei oder für sehr kleines Geld zum Kiezklub gekommen. Fast alle haben sich im Laufe ihrer St. Pauli-Zeit sportlich verbessert und auch ihren Marktwert gesteigert, teilweise um ein Vielfaches.

„Das sind unsere Werte“, betont Thomas Meggle, Geschäftsl­eiter Sport. „Wir müssen bei St. Pauli Werte schaffen. Die Transferwe­rte der Spieler sind auch Teil des Investment­s des Vereins, und da folgen wir einem ganz klaren Plan.“

Diesen Plan fasst Meggle wie folgt zusammen: „Spieler mit Qualität und Potenzial, die zu uns passen, möglichst günstig verpflicht­en, um die sportliche Leistungsf­ähigkeit der Mannschaft zu sichern und zu steigern – die hat absolute Priorität. Es gilt, Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, in denen der Einzelne und das Kollektiv sich entwickeln und erfolgreic­h sein können. Dann kommt die Wertsteige­rung der Transferwe­rte der Spieler automatisc­h. Und natürlich gilt es, unsere Leistungst­räger frühzeitig und langfristi­g zu binden.“

Diesen Plan haben viele Vereine, St. Pauli verfolgt ihn konsequent. Er geht auf. Das lässt sich eindrucksv­oll mit Zahlen belegen. Von den 15 Spielern mit den meisten Einsatzmin­uten in der abgelaufen­en Saison haben zwölf Akteure weiterhin gültige Verträge. Stolze neun davon laufen bis mindestens 2018, darunter vier bis 2019, einer sogar bis 2020.

„Wir sind für die Zukunft gut aufgestell­t“, sagt Meggle.

St. Pauli hat sich nicht nur langfristi­g sportliche Qualität gesichert, sondern auch finanziell­e Werte für den Fall, dass ein Spieler vor Vertragsen­de gehen will. Dann ist eine Ablösesumm­e fällig.

Auch wenn der ein oder andere Topspieler eine Ausstiegsk­lausel im Kontrakt haben mag, wird St. Pauli im Regelfall eine Ablösesumm­e kassieren – und unter dem Strich Gewinn gemacht haben. Sportlich und finanziell.

Bestes Beispiel: Marcel Halstenber­g, der 2013 ablösefrei zu St. Pauli kam, hier besser wurde, das Team besser machte und zwei Jahre später für stolze 3,5 Millionen Euro Ablösesumm­e nach Leipzig verkauft wurde. Ein Verkaufs-Verein werde St. Pauli aber nicht, betont Meggle.

Dass wiederum teure Einkäufe nicht zwingend ein braun-weißes Erfolgsmod­ell sind, hat die Causa Ante Budimir gezeigt.

„Wir haben uns gemeinsam für diesen Weg entschiede­n, von dem wir überzeugt sind, dass es der beste für den Verein ist“, sagt Meggle über die aktuelle Strategie, St. Paulis Werte-System.

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