St. Paulis Werte-System
Wie der Klub mit der Mannschaft sportlich und finanziell Gewinn macht Alle Leistungsträger waren billig, werden immer besser und wertvoller
Sommerpause? Nur für die Spieler. Die sportliche Leitung des FC St. Pauli bastelt fleißig an der Zukunft. In den vergangenen Tagen hat der Kiezklub zwei wegweisende Personalentscheidungen verkündet, die nicht den Reiz des Neuen versprühen, aber gerade deshalb Signalwirkung haben. Es sind Paradebeispiele für St. Paulis Werte-System.
Wenn die beiden besten Spieler der abgelaufenen Saison ihre Verträge vorzeitig und langfristig verlängern, dann kann sich ein Verein glücklich schätzen. Entsprechend freudig vermeldete der Kiezklub in den vergangenen Tagen die Vertragsverlängerungen von Keeper Robin Himmelmann (bis 2019) und Abwehrchef Lasse Sobiech (bis 2018).
St. Pauli hat damit nicht nur sportliche Leistungsfähigkeit gesichert, die sich im Laufe der Zusammenarbeit verbessert hat, sondern auch finanzielle Werte, die im Laufe der Zeit erheblich gestiegen sind. Gut für die Spieler, gut für den Klub. Himmelmann und Sobiech sind da beileibe keine Ausnahmefälle. Das hat beim FC St. Pauli System. Und dieses System tritt derzeit so
deutlich wie nie
zu Tage: Fast alle Leistungsträger in der abgelaufenen Saison sind ablösefrei oder für sehr kleines Geld zum Kiezklub gekommen. Fast alle haben sich im Laufe ihrer St. Pauli-Zeit sportlich verbessert und auch ihren Marktwert gesteigert, teilweise um ein Vielfaches.
„Das sind unsere Werte“, betont Thomas Meggle, Geschäftsleiter Sport. „Wir müssen bei St. Pauli Werte schaffen. Die Transferwerte der Spieler sind auch Teil des Investments des Vereins, und da folgen wir einem ganz klaren Plan.“
Diesen Plan fasst Meggle wie folgt zusammen: „Spieler mit Qualität und Potenzial, die zu uns passen, möglichst günstig verpflichten, um die sportliche Leistungsfähigkeit der Mannschaft zu sichern und zu steigern – die hat absolute Priorität. Es gilt, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen der Einzelne und das Kollektiv sich entwickeln und erfolgreich sein können. Dann kommt die Wertsteigerung der Transferwerte der Spieler automatisch. Und natürlich gilt es, unsere Leistungsträger frühzeitig und langfristig zu binden.“
Diesen Plan haben viele Vereine, St. Pauli verfolgt ihn konsequent. Er geht auf. Das lässt sich eindrucksvoll mit Zahlen belegen. Von den 15 Spielern mit den meisten Einsatzminuten in der abgelaufenen Saison haben zwölf Akteure weiterhin gültige Verträge. Stolze neun davon laufen bis mindestens 2018, darunter vier bis 2019, einer sogar bis 2020.
„Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt“, sagt Meggle.
St. Pauli hat sich nicht nur langfristig sportliche Qualität gesichert, sondern auch finanzielle Werte für den Fall, dass ein Spieler vor Vertragsende gehen will. Dann ist eine Ablösesumme fällig.
Auch wenn der ein oder andere Topspieler eine Ausstiegsklausel im Kontrakt haben mag, wird St. Pauli im Regelfall eine Ablösesumme kassieren – und unter dem Strich Gewinn gemacht haben. Sportlich und finanziell.
Bestes Beispiel: Marcel Halstenberg, der 2013 ablösefrei zu St. Pauli kam, hier besser wurde, das Team besser machte und zwei Jahre später für stolze 3,5 Millionen Euro Ablösesumme nach Leipzig verkauft wurde. Ein Verkaufs-Verein werde St. Pauli aber nicht, betont Meggle.
Dass wiederum teure Einkäufe nicht zwingend ein braun-weißes Erfolgsmodell sind, hat die Causa Ante Budimir gezeigt.
„Wir haben uns gemeinsam für diesen Weg entschieden, von dem wir überzeugt sind, dass es der beste für den Verein ist“, sagt Meggle über die aktuelle Strategie, St. Paulis Werte-System.