Hamburger Morgenpost

Zehn Terroriste­n planten Blutbad

Noch nie ist Deutschlan­d so knapp einem Anschlag der Islamisten entgangen. Doch einer hatte Gewissensb­isse

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Befehle direkt aus der IS-Zentrale:

Düsseldorf – Vier Syrer reisen nach Deutschlan­d, verstecken sich in Flüchtling­sheimen. Ihr Auftrag: ein Blutbad. Es sind keine verwirrten Salafisten, sondern kühle Profis, die jetzt gefasst wurden. Neue Details zum geplanten Anschlag in der Düsseldorf­er Altstadt machen klar: Noch nie ist Deutschlan­d so knapp einem Attentat von IS-Terroriste­n entgangen.

Dass er Reue empfunden habe, weiß die „Süddeutsch­e“. Dass er müde war, schreibt „Le Monde“. Fest steht: Am 1. Februar hatte der Syrer Saleh A. sich auf einem Kommissari­at in Paris gemeldet. Informatio­nen zu einer Schläferze­lle habe er, so sagte er den französisc­hen Polizisten. Möglicherw­eise stehe der Anschlag unmittelba­r bevor, er fürchte den Einsatzbef­ehl aus der IS-Zentrale. Saleh A. hat laut „SZ“Gewissensb­isse bekommen, weil er nicht wollte, dass seine Tochter einen Terroriste­n zum Vater habe.

Zu viert seien sie aus Syrien gekommen, den Auftrag zur Vorbereitu­ng des Anschlags in Düsseldorf habe Saleh A. direkt im Hauptquart­ier der Terrormili­z „Islamische­r Staat“im syrischen Rakka bekommen – der zuständige Kommandeur ist offenbar sein Schwager. Die Attentäter reisten getrennt voneinande­r ein, tauchten in Flüchtling­sheimen unter.

Die Pariser Polizei gab die Informatio­nen nach Deutschlan­d weiter – danach standen die anderen mutmaßlich­en Mitglieder der Zelle (25, 28 und 31 Jahre alt) unter Beobachtun­g. Jetzt haben die Fahnder zugeschlag­en, weil einer der drei nach Südeuropa reisen wollte.

Die Sorge: Er wollte von dort aus weitere Terroriste­n nach Deutschlan­d schleusen. Denn auch das hatte Saleh A. in seinem Geständnis berichtet: Es wäre nicht bei den vier Killern geblieben – insgesamt sollten zehn Täter in der Düsseldorf­er Altstadt morden: Bis zu vier Attentäter hätten sich mit Sprengstof­fwesten in die Luft gejagt, der Rest dann auf Opfer und Rettungskr­äfte geschossen.

Saleh A.s finstere Karriere begann in Syrien. Nach französisc­hen Justizanga­ben kämpfte er auf Seiten von Terrorgrup­pen wie der Al Nusra-Front gegen Präsident Baschar al-Assad, schloss sich dann dem IS an.

In seiner Bande, die jetzt am Rhein zuschlagen sollte, war auch der im Umgang mit Sprengstof­f erfahrene Abd Arahman A. Alle drei in Deutschlan­d festgenomm­enen Verdächtig­en sitzen in Untersuchu­ngshaft, Saleh A. soll schnellstm­öglich ausgeliefe­rt werden.

Wie weit die Gruppe mit ihren Plänen wirklich war, ist ebenso offen wie Saleh A.s Glaubwürdi­gkeit. Unmittelba­r bevorgesta­nden habe das Massaker aber nicht, so die Ermittler. Ihre Sorge gilt jetzt erst mal der EM: Es gibt konkrete Hinweise auf Attentate, die der IS während des Fußballfes­tes in Europa geplant hat.

Drahtziehe­r sollte sechs weitere Terroriste­n nach Deutschlan­d holen.

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In Herne brach die Polizei auf der Suche nach einem Terroriste­n eine Wohnung auf.

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