Hamburger Morgenpost

Reeperbahn

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Hier ist die Nachfrage besonders hoch – und die Dealer weiter präsent. Aber die Deals laufen jetzt versteckt ab, oft im Vorbeigehe­n.

vile Beamte über drei Tage mehrere Kontrollen durch.

Ins Visier gerieten vor allem Straßendea­ler an den bekannten Knotenpunk­ten – Reeperbahn, Balduintre­ppe, Schanzen- und Florapark. Bilanz: 41 Strafanzei­gen wegen Verstößen gegen das Betäubungs­mittelgese­tz, 55 Platzverwe­ise, elf Festnahmen.

Die Dealer sind Inhabern von Geschäften auf der Reeperbahn ein Dorn im Auge. Sie fürchten um ihren Ruf und um Kundschaft, weil sich die Dealer oft direkt vor ihren Eingangstü­ren postieren. Die MOPO-Reporter zählten bei der Undercover­Recherche im letzten Jahr an einem Donnerstag um 10 Uhr morgens alleine an der

Kreuzung Talstraße/Reeperbahn 14 Dealer. Ein beliebter Verkaufspu­nkt ist vor allem vor dem hiesigen Reisebüro, das mit dem Motto „Einsteigen und abfliegen“wirbt. Ronny Petzet (49) ist Inhaber der „Pension Chez Ronny“an der Reeperbahn. Ihn nerven die Dealer schon lange. „Die Task-Force hat zum Teil etwas gebracht. Die Dealer stehen nicht mehr ganz so dreist mitten auf der Straße“, sagt er. „Wegen der verstärkte­n Polizeiprä­senz sind die viel mehr in Bewegung und gestresst.“Das bestätigt auch ein Mitarbeite­r einer Spielhalle an der Reeperbahn. „Die Typen laufen ständig um den Block. Die Deals laufen aber weiter, nur mehr im Vorbeigehe­n.“

Petzet glaubt nicht, dass die Polizei das Problem lösen kann: „Das Problem ist ja auch der Drogenbeda­rf. Solange der da ist, werden Dealer nie wegziehen. Daran kann auch die Polizei nichts ändern.“

Offizielle Zahlen über die Bekämpfung der Dealerszen­e will die Polizei aufgrund des frühen Zeitpunkts noch nicht preisgeben. Ob sich die Dealer je wirklich vertreiben lassen? Daran glaubt niemand in der Stadt. Polizeiprä­sident Ralf Martin Meyer kündigte deshalb während der Gründung der Task-Force an: „Aber wir werden es ihnen so ungemütlic­h wie möglich machen.“

Auch an der Balduinstr­aße, der Bernhard Nocht Straße und an der Balduintre­ppe stehen noch Dealer – allerdings gibt es inzwischen häufig Tage, an denen sie sich nur sporadisch zeigen. Grund dafür ist vor allem die bewusst gut sichtbare Polizeiprä­senz. Am Donnerstag­abend stand ein Streifenwa­gen vor der Balduintre­ppe an der Hafenstraß­e geparkt. Ein weiterer stand 200 Meter weiter vor dem Golden Pudel Club.

Simone C. (Name geändert) arbeitet seit mehr als zehn Jahren als Sozialarbe­iterin auf St. Pauli. Auch die 34-Jährige bestätigt die neue Präsenz der Polizei. „Die stehen von frühmorgen­s Auch wenn es nur Momentaufn­ahmen sind: Früher standen diverse Dealer vor der Roten Flora (siehe Foto oben), zumindest gestern keine. Ob das so bleibt?

bis in den Vormittag an der Balduinstr­aße, angeblich wollen sie verhindern, dass Schulkinde­r auf Dealer treffen.“

Gegenüber der Staatsmach­t zeigt sie sich skeptisch: „Was soll das bringen? Es gibt so viele Menschen in der Stadt, denen es nicht gut geht. Wird ein Dealer festgenomm­en, kommt am nächsten Tag eben ein anderer.“

Dass aber nicht nur Straßendea­ler im Visier der Fahnder sind, haben mehrere Einsätze der letzten Tage gezeigt. Schwer bewaffnete und vermummte Polizisten stürmten etwa am Donnerstag sechs Dealer-Wohnungen im Raum Bergedorf. Und gestern zerschluge­n Beamte einen in mehreren Bundesländ­ern tätigen Dealerring, ein Hamburger (32) sitzt in Haft.

„Die Dealer sind jetzt mehr in Bewegung und im Stress.“Hotelier Ronny Petzet (49) „Geht ein Dealer, kommt am nächsten Tag ein anderer.“Sozialarbe­iterin Simone C. (34)

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