Mini-Golf auf hoher See? Nicht mit mir!
hat die „Hamburg“: ein elegantes, gemütliches Schiff. Schöner Name, schönes Schiff.
Ich saß an Deck, trank Kaffee, rauchte Zigaretten und genoss es, die Wellen zu beobachten. Die See wird mir niemals langweilig. Viele Passagiere erkannten mich und stellten mir Fragen, zum Beispiel, was ich von der neuen Generation von Riesenschiffen halte. Auf der „Aida Prima“, die beim Hamburger Hafengeburtstag mit Feuerwerk getauft wurde, gibt es einen Minigolfplatz und einen Klettergarten. Minigolf auf hoher See? Ich weiß nicht, was das soll. Es geht aber viel schlimmer.
In Frankreich wurde nun die „Harmony of the Seas“in Dienst gestellt, der größte schwimmende Freizeitpark der Welt. Kabinen für 6400 Passagiere, 2100 Besatzungsmitglieder, macht zusammen 8500 Menschen an Bord. Es gibt einen „Central Park“mit 12 000 Pflanzen zum Spazierengehen, Klet- Meerschweinchen, Kaninchen und Hängebauchschweinen zum Beispiel.
Im Ernst: Ich bin gerne auf See, weil ich die Salzluft zum Atmen brauche und die Weite genieße. Ich kann nicht verstehen, warum Kreuzfahrer mit Zigtausenden die Enge teilen, nur um zu shoppen, zu mampfen oder sich bespaßen zu lassen. Was ist nur los mit den Leuten? Und noch wichtiger ist die Frage, was im Notfall geschieht. Aus meiner Sicht ist es unmöglich, eine Kleinstadt geordnet von Bord zu evakuieren, gerade bei schlechtem Wetter.
Ich habe einen Vorschlag an die Reedereien: Es merkt ohnehin niemand mehr, ob er auf dem Meer unterwegs ist. Das einzige Wasser, das die meisten Passagiere sehen, schwappt im Swimmingpool. Baut die Maschine aus, lasst das leise Brummen der Schiffsmotoren vom Band über die Bordlautsprecher laufen – und lasst das Schiff im Hafen.
Jürgen Schwandt, Jahrgang 1936, wuchs in St. Georg auf. Er fuhr jahrzehntelang zur See und lebt in Hamburg. Gerade erschien seine Biographie „Sturmwarnung“. Mehr: www.ankerherz.de