Hamburger Morgenpost

DFB schiebt bei Jatta den Riegel vor

Flüchtling soll in der U21 Spielpraxi­s sammeln – doch Genehmigun­g fehlt

-

Die ersten Wochen vergingen für ihn wie im Flug. Bakery Jatta ist gelandet – beim HSV. Und hebt doch jeden Tag aufs Neue ab. Der 18 Jahre alte Flüchtling aus Gambia ist seit sechs Wochen Profi, versucht, im Bundesliga-Kader Fuß zu fassen. Hinter den Kulissen aber geht sein Kampf um Anerkennun­g weiter. Weil die Behörden ihm bislang untersagen, für die U21 aufzulaufe­n.

Das war wieder so ein Tag, nach dem er vermutlich ziemlich schlecht eingeschla­fen ist. Zu viele Eindrücke prasselten nach dem Fanabend des HSV in Harsewinke­l auf Jatta ein, hunderte Fotos und Autogramme musste er schreiben. Zuspruch von allen Seiten. Das muss man mental erst mal wuppen. „Für ihn ist jedes Autogramm etwas Besonderes“, sagte Berater Firat Aktas der MOPO. „Er muss es verarbeite­n. Aber Bakery genießt es.“

Positiver Stress für Jatta, der Ende Juni mit den Profis in die Vorbereitu­ng einstieg. Was hat sich seitdem getan? Aktas

Aus Harsewinke­l berichten Patrick Berger und Simon Braasch

zieht ein positives Fazit. „Wir bekommen gute Rückmeldun­gen vom HSV“, erklärt er. „Sicher muss Bakery noch viel lernen. Aber die Anlagen sind da. Das erkennen beim HSV alle. Klar ist, dass man Geduld haben muss.“Auch mit den Mitspieler­n läuft’s prima. Aktas: „Er kommt mit allen gut aus. Sein tolles Englisch hilft ihm. Und: Bakery versteht hervorrage­nd Deutsch!“Bleibt nur die Frage, wie es ab Ende August weiter geht, wenn die Testspiele enden und der Ernstfall Bundesliga wartet. Jatta wird es verdammt schwer haben, dann zum Einsatz zu kommen. Das ist absehbar, denn noch reicht es nicht für die Eliteliga. Deshalb bastelt der HSV seit Wochen an einer Lösung, damit der Mittelfeld­mann (anders als andere Nicht-EU-Ausländer) doch für die U21 in der Regionalli­ga auflaufen dürfte. Das Problem: Die Behörden und der DFB stellen sich trotz aller Bemühungen schwer, die Aussichten sind gering, werden HSV-intern auf unter zehn Prozent beziffert. Sollte es dabei bleiben, wäre das ein schwerer Schlag für Jatta, der dann womöglich monatelang keine Spielpraxi­s erhalten würde. Wie geht es weiter? Noch kämpft der HSV für Jatta. Auch, weil er das Beispiel Ousman Manneh vor Augen hat. Der 19-Jährige, ebenfalls aus Gambia geflüchtet, darf seit vorigen Sommer für die „Zwote“von Werder Bremen kicken – weil die Bremer Behörden mitspielte­n. Nichts anderes erhofft sich Jatta in Hamburg. Der nächste Kampf auf dem Weg nach oben.

 ??  ?? Neu-Profi Bakery Jatta (18) muss noch viel lernen.
Neu-Profi Bakery Jatta (18) muss noch viel lernen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany