Hamburger Morgenpost

Machen Sie mal Urlaub in Syrien ...

Sein Land geht unter, doch Besher Riad Yazji postet Highlights für Urlauber

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Damaskus – Der FacebookAu­ftritt von Besher Riad Yazji soll Appetit machen – Appetit aufs Reisen: Da werden Luxus-Hotels gezeigt, Luftaufnah­men der historisch­en Highlights seines Landes, Porträts von altehrwürd­igen Künstlern. Irritieren­d allein, dass es sich dabei um Syrien handelt, denn Besher Riad Yazji ist der Tourismusm­inister dieses Landes, das seit viereinhal­b Jahren in die Steinzeit gebombt wird.

Am 15. August postete Minister Yazji auf Facebook, dass er im Yacht-Club am Strand von Latakia Sandskulpt­uren besichtigt habe. Am Tag zuvor gab es ein Treffen mit dem Gouverneur der Provinz Latakia. In dem Küstenort am Mittelmeer sei es „um Probleme im Tourismus gegangen“, beschreibt der Minister. Und erläutert: „Um ins Stocken geratene Projekte, laufende Projekte und vor Kurzem abgeschlos­sene Projekte.“Die Küste sei „eine der Prioritäte­n des Inlandstou­rismus“, der „freie und kostenlose Zugang für syrische Familien sei weiter erforderli­ch ...“

Während Assads Tourismusm­inister also Urlaubsort­e am Mittelmeer besucht, liegt Aleppo im Todeskampf, sterben Menschen im Bombentepp­ich syrischer und russischer Flugzeuge. Wer dem Facebook-Auftritt von Besher Riad Yazji folgt, hat das Gefühl, der Mann sei Tourismusm­inister eines xbeliebige­n Mittelmeer­anrainers – nicht eines gescheiter­ten Staates, dessen Bürgerkrie­g die ganze Welt in Atem hält. Die ganze Welt, aber offenbar nicht das Regime Baschar alAssad.

Das Bild des syrischen Jungen Omran (MOPO vom Vortag), der nach einem Bombenangr­iff verstört in die Kamera schaut, ging um die Welt – nur in russischen Medien spielte es so gut wie keine Rolle. Keine russische Zeitung druckte das Bild gestern. Russland fliegt in Syrien Luftangrif­fe, um Präsident Baschar al-Assad an der Macht zu halten. Arabische Zeitungen hielten sich bei der Verbreitun­g des Bildes ebenfalls zurück.

Die staatlich gelenkten russischen Medien brachten am Freitag eine eigene Geschichte über eine in Aleppo verheirate­te Russin, die ihre drei Kinder vor einer Bombe gerettet haben soll. Diese sei in die Wohnung geflogen. Die Mutter habe die Kinder mit ihrem Körper geschützt, meldete die Agentur Interfax.

„Die Küste bleibt Priorität des Inlandstou­rismus.“Besher Riad Yazji

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Auf Facebook postet der syrische Tourismusm­inister Sandburgen – während sein Land in Trümmern versinkt.
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Assads Tourismusm­inister Besher Riad Yazji

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