DER | TAG, | AN DEM... … die schönste Stadtansicht Hamburgs entstand
18.3.1673 Künstler Joachim Luhn wird zum „Meister des Maleramtes“berufen
Hamburg vor 500 Jahren: Eine stolze und reiche Stadt. Entsprechend gigantisch auch die wunderschöne Stadtansicht, die einst im alten Rathaus an der Trostbrücke hing und heute die Hauptkirche St. Jacobi ziert: Fünf Meter breit ist das Gemälde, und wer genau hinschaut, kann viel entdeckten, unter anderem fünf nackte Mägde, die in der Elbe ein Bad nehmen. Die Geschichte dieses Bildes ist eng verwoben mit dem Leben des Mannes, der es schuf: Joachim Luhn ist 23 Jahre alt, als er am 18. März 1673 in Hamburg als „Meister des Maleramtes“registriert wird. Er steigt zu einem der berühmtesten Künstler der Stadt auf. Sein Handwerk hat er in den Niederlanden und in Rom gelernt.
1680 bekommt Luhn vom Rat der Stadt den Auftrag, die Schokoladenseite Hamburgs auf Leinwand festzuhalten. Als das eindrucksvolle Panorama für die Ratsstube im Jahr darauf fertig ist, erweisen sich die Pfeffersäcke als knauserig: Der Künstler verlangt 482 Mark Honorar, der Rat will ihm aber nur 400 zahlen.
Für Historiker ist das Gemälde heute eine wichtige Quelle, denn es zeigt die Stadt genau so, wie sie sich mehrere Hundert Jahre lang Neuankömmlingen präsentierte. Vom 17. bis weit ins 19. Jahrhundert bleibt nämlich die Silhouette Hamburgs nahezu gleich. Erst nach dem verheerenden Stadtbrand 1842 verändert sie sich.
Besonders gut erkennbar ist die Stadtbefestigung mit den hohen Wällen und mächtigen Bastionen, die um 1620 vom holländischen Baumeister Johan van Valckenburgh erschaffen wurde. Dank dieser Wehranlage ging Hamburg aus dem Dreißigjährigen Krieg unbeschadet hervor,
wähhrend völlig verwüstet das wurde. übrige Land Zu Joachim Luhns Lebzeiten ist Hamburg schon eine reiche Welthandelsmetropole mit 70 000 Einwohnern. Die Elbe, die Lebensader der Stadt, auf der Handels- und Kriegsschiffe verkehren und in der manchmal auch Leute baden gehen, ist im Vordergrund deutlich zu sehen. Viele Kirchen ragen heraus aus dem Häusermeer – damals sind Türme ein Zeichen für Wohlstand. Da Luhn es mit der Topografie sehr genau nimmt, lässt sich jedes Gotteshaus genau bestimmen. Auf dem Bild zu sehen sind: St. Michaelis: Ganz links in der Neustadt steht die alte St. Michaeliskirche. Nach einem Blitzschlag brennt sie 1750 ab, wird wieder neu aufgebaut. 1906 steht die Kirche erneut in Flammen. St. Nikolai: 1842 brennt die Kirche ab und wird durch eine neugotische Kathedrale ersetzt, deren Ruine seit Kriegsende ein Mahnmal ist. St. Katharinen: Die Kirche wird nach 1945 originalgetreu wieder aufgebaut und sieht noch heute aus wie auf dem Gemälde.
St. Petri: Hamburgs älteste Pfarrkirche brennt beim Stadtbrand 1842 nieder. Der Neubau bleibt im Zweiten Weltkrieg unbeschädigt.
Der Dom: Direkt neben St. Petri steht eins der bedeutendsten mittelalterlichen Kirchenbauwerke des Nordens. Doch statt den Dom zu sanieren, wird er 1804 wegen Baufälligkeit abgerissen. St. Jacobi: Die Kirche ist erhalten, hat allerdings einen anderen Turm. Der alte ist in den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs eingestürzt.
Joachim Luhn übrigens, der 1717 hoch angesehen in Hamburg stirbt, hat noch viele Bilder von seiner Heimatstadt gemalt, seltsamerweise sind jedoch alle – bis auf dieses eine – verschollen. Das Hamburg-Panorama hing 130 Jahre lang an seinem angestammten Platz im alten Rathaus an der Trostbrücke. Dort wäre es wohl 1842 mit dem Gebäude abgebrannt, hätte nicht der Kaufmann Heinrich Kühl das Bild 1819 erworben und es der Jacobikirche geschenkt, wo es heute noch von jedermann bewundert werden kann.