Das Mädchen, das aus der Hölle twittert
Bana (7) lebt in Aleppo – und ist das Sprachrohr der Menschen im Bürgerkrieg
Damaskus – Andere Kinder in ihrem Alter spielen unbeschwert. Die siebenjährige Bana Alabed hingegen muss jeden Tag um ihr Leben fürchten. Sie twittert gemeinsam mit ihrer Mutter aus dem eingeschlossenen syrischen Aleppo – und wird so zum Sprachrohr für die Menschen in der Bürgerkriegshölle.
„Hört mit den Bomben auf. Ich möchte schlafen. Ich bin müde“, schreibt Bana auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Oder: „Ich habe Angst, dass ich heute sterbe. Die Bomben werden mich töten.“Und: „Eine Bombe hat das Nebenhaus getroffen. Bitte, bitte, bitte betet für uns ... oder rettet uns. Oh liebe Welt.“Ob die Tweets tatsächlich aus dem Osten Aleppos kommen, das gerade von der russischen und Assads Luftwaffe zu Schutt und Asche gebombt wird, lässt sich nicht überprüfen. Bedrückend sind sie allemal.
Ein Video zeigt die kleine Bana in einem Nachthemd vor einem Fenster stehen. Sie hält sich die Ohren zu. Bomben explodieren in der Ferne. Man hört Menschen schreien. „Ich will das nicht mehr hören“, ruft das Mädchen. In ihrem Gesicht ist die Angst zu sehen.
Im Ostteil Aleppos sind zurzeit 250 000 Menschen eingekesselt. Die EU und Deutschland versuchen mit den Vereinten Nationen einen neuen Hilfskonvoi für die Menschen in der Stadt zusammenzustellen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) forderte gestern von den Kriegsparteien eine Garantie, dass der Konvoi nicht beschossen wird. Ein erster Hilfskonvoi war Mitte September zerstört worden – aus der Luft, wie eine Untersuchung der UN jetzt ergab.