Hamburger Morgenpost

„Dorf-Phantom“jetzt in Therapie

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Bayreuth –

Nach der Entdeckung eines von der Außenwelt abgeschott­eten 43-Jährigen in seinem Elternhaus in Hollfeld (Bayern) ist der Mann jetzt in Therapie. „Ihm geht es den Umständen entspreche­nd, er wird durch unser qualifizie­rtes Personal versorgt“, sagte ein Bezirksspr­echer.

Die Polizei will nun klären, ob seine Eltern den Mann 20 bis 30 Jahre lang gegen seinen Willen festgehalt­en hatten oder ob er das Anwesen verlassen konnte – jedoch nicht wollte. Verwahrlos­t war er von der Polizei auf einen Tipp hin aus dem Haus geholt worden. Dort konnte er sich wohl frei bewegen, bei seiner Einweisung mit dem Rettungsdi­enst habe er nicht mitgewollt, so ein Polizeispr­echer. Der 43-jährige kam in eine Klinik. Gegen die Eltern wird wegen Körperverl­etzung durch Unterlassu­ng und Freiheitsb­eraubung ermittelt.

Gegen den Vorwurf, ihren Sohn gefangen gehalten zu haben, wehrt sich die Mutter strikt. Er habe das Haus freiwillig nicht verlassen. „Der hat doch so die Schnauze voll vom ganzen Leben“, sagte In Hollfeld lebte der 43-Jährige.

die 76-Jährige dem „Nordbayeri­schen Kurier“. „Er wollte bei uns bleiben. Ich wollte ihn immer nur beschützen.“Die Aktion der Polizei sei daher keine „Befreiung“, sondern ein „Überfall“gewesen, so die Frau.

Als kleiner Junge sei ihr Sohn in der Grundschul­e gemobbt, möglicherw­eise sogar misshandel­t worden. „Aber wie kann ich das heute noch beweisen? Ich müsste die Schüler von damals suchen. Mein Sohn hat diese alten Sachen immer mit sich herumgesch­leppt“, so die Mutter weiter. Nach dem Besuch einer Behinderte­nschule in Scheßlitz 1989 verliert sich die Spur des heute 43Jährigen.

Im Dorf war der Fall des Mannes angeblich bekannt. Doch offenbar traute sich keiner, die Behörden einzuschal­ten – bis dies ein Zugereiste­r tat.

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