Aufruhr bei TUIfly und Air Berlin
Berlin
– Hunderte Air-BerlinPassagiere gingen gestern in die Luft, aber nicht im Flieger, sondern vor Ärger. Denn die PleiteFluggesellschaft musste 32 von insgesamt 696 ihrer Flüge streichen. Grund: Massenweise haben sich Stewardessen und Piloten krank gemeldet.
Die „Krankmacher“kommen von der Fluggesellschaft Tuifly. Denn ein Drittel des Personals von TUIfly wird an Air Berlin vermietet. Auch Tuifly musste 22 Flüge canceln.
Wie die MOPO erfuhr haben sich rund 400 TUIflyMitarbeiter wegen befürchteter Job-Streichungen krankgemeldet. Denn die deutsche Tochter des weltgrößten Reisekonzerns TUI plant erhebliche Umstrukturierungen, darunter auch die teilweise Zusammenlegung mit Air Berlin.
Doch auch dem BranchenZweiten Air Berlin droht die Bruchlandung. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft hatte erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass sie bis zu 1200 Mitarbeiter entlassen und einen Teil ihrer Flotte an die Lufthansa abgeben will.
Bis zu 40 Air-Berlin-Flieger samt Besatzungen will Lufthansa für sechs Jahre anmieten. Der Großteil soll für die Billigtochter Eurowings fliegen, meldete Lufthansa gestern. Das Air-BerlinKerngeschäft samt einer Flotte von 75 Maschinen soll sich künftig auf seine beiden Drehkreuze Berlin und Düsseldorf konzentrieren. Air Berlin wurde gestern nicht müde, sich bei angemeierten Passagieren für die „Unannehmlichkeiten“und gecancelten Flüge zu entschuldigen.
Der Air-Berlin-Schlingerkurs sorgt schon jetzt für erhebliche Turbulenzen im Luftverkehrsmarkt. Der irische Billigflieger Ryanair will die Air-Berlin-Alternative werden. „Anfang November wollen wir in Hamburg und Nürnberg eine neue Basis eröffnen“, sagte David O'Brien, Chef des Operativen Geschäfts. Es seien auch große Flughäfen darunter, denen der Verlust großer Air Berlin-Kontingente drohe. Auch die arabische Fluggesellschaft Etihad (hält 29 Prozent der Air-Berlin-Anteile) und der Touristikkonzern TUI planen einen gemeinsamen neuen Anbieter für Urlaubsflüge. Logisch, dass da auch Air Berlin mitmischen und sich so – zumindest teilweise sanieren will.