„Mein Sohn war auch auf
Nach alarmierender Behörden-Analyse: Ties Rabe (SPD) verteidigt Hamburgs umstrittenes Schulsystem – auch mit Verweis auf seinen eigenen Nachwuchs
Eine Behörden-Analyse zur Lage der Stadtteilschulen offenbart zum Teil dramatische Probleme, mit denen diese Schulform zu kämpfen hat (MOPO berichtete). Viele Kinder aus sozial schwierigen Wohnlagen, viele Inklusionsund Flüchtlingskinder sowie Lernförder-Schüler müssen unter einen Hut gebracht werden. Die MOPO sprach mit Bildungssenator Ties Rabe (SPD) über die Situation.
Die Analyse zur Lage der Stadtteilschulen macht schwarz auf weiß deutlich, dass es dort sehr viele Schüler mit Förderbedarfen gibt. Die Zahlen lesen sich zum Teil dramatisch.
MOPO: Ties Rabe: Wir haben ein zweigliedriges Schulsystem, und das bringt es nun einmal mit sich, dass sich an den Gymnasien leistungsstärkere Kinder konzentrieren und nicht ganz so leistungsstarke Kinder öfter die Stadtteilschulen besuchen. Das gibt es in allen Bundesländern mit mehrgliedrigem Schulsystem.
Dennoch: Fünf von 22 Schülern in den fünften Klassen der Stadtteilschulen kommen aus sozial schwieriger Wohnlage, sechs erhalten eine Sprachförderung, drei haben ein sonderpädagogisches Fördergutachten. Das hört sich alarmierend an.
Das gilt doch auch für jede bayerische Hauptschule oder niedersächsische Gesamtschule. Wir sollten nicht so tun, als ob der Unterricht in Klassen mit weniger leistungsstarken Kindern ganz furchtbar oder gar unmöglich ist. Es ist ein anderer Unterricht. Einige Kinder lernen langsamer, haben manchmal Lernrückstände. Aber es sind Kinder unserer Stadt und keine Alarm-Statistiken. Damit der Unterricht gut gelingt, haben Stadtteilschulen bei gleicher Schülerzahl 40 Prozent mehr Lehrer als gleich große Gymnasien. Das sind schon sehr deutliche Unterschiede in der Ausstattung, die es meiner Kenntnis her in keinem anderen Bundesland gibt.
Das Image der Stadtteilschulen ist nicht gut. Immer mehr Eltern melden ihre Kinder an den Gymnasien an.
Ja. Das ist eine Entwicklung, die wir in ganz Deutschland beobachten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass jährlich mehrere Hundert Schüler das Gymnasium verlassen müssen und zur Stadtteilschule wechseln. Und sie erkennen dann: Die Stadtteilschule ist eine wunderbare Schule.
Ist es auch normal, dass die Stadtteilschulen die Hauptlast der Inklusion tragen und eine unfaire Verteilung der Flüchtlingskinder bemängelt wird?
„Stadtteilschulen haben 40 Prozent mehr Lehrer als Gymnasien.“
Es ist eine normale Folge eines zweigliedrigen Schulsystems, dass sich bestimmte Schüler stärker auf der einen oder anderen Seite finden. Nur wenige Flüchtlingskinder können nach einer mehrjährigen Flucht und zu wenig Schulunterricht dem Unterricht am Gymnasium lückenlos folgen. Deshalb findet die Flüchtlingsbeschulung in allen Bundesländern weniger an den Gymnasien statt. Das Gleiche gilt für die Inklusion. Und dennoch ist Hamburg in der Flüchtlingsbeschulung vorbildlich: Mehr als ein Drittel unserer Gymnasien hat Flüchtlingsklassen. Einen so hohen Prozentsatz hat kein anderes Bundesland.
Die Schulleiter der Stadtteil-