Hamburger Morgenpost

Heute braucht Löw den Presslufth­ammer

In Hannover trifft die DFB-Elf auf Nordirland­s grünen Beton Bei den Fans ist viel Geduld gefragt: vor und nach dem Anpfiff

- Von der Nationalel­f berichtet FREDERIK AHRENS f.ahrens@mopo.de

„Die werden sich mit zehn Mann am Sechzehner positionie­ren.“Toni Kroos

28:2 Torschüsse, 13:0 Großchance­n, 79 Prozent Ballbesitz. Ein solch einseitige­s Spiel hatte es in der EM-Geschichte selten gegeben. Deutschlan­d hatte Nordirland am 21. Juni an die Wand gespielt und war dennoch am grünen Beton der Briten verzweifel­t. Nur ein 1:0 stand am Ende in der einzig wirklich wichtigen Statistik zu Buche. Heute will es das Team von Joachim Löw besser machen – auf eine ganz andere Art als bei der Gala vom Sonnabend.

Das 3:0 gegen Tschechien, es war eine gute halbe Stunde Geschichte, da hatte Mesut Özil einen Strich darunter gemacht. „Wir müssen dieses Spiel abhaken“, sagte der deutsche Zauberer vom FC Arsenal. „Am Dienstag werden wir einen ganz anderen Gegner auf dem Platz haben. Ich kenne einige Nordiren aus der Premier League. Die spielen körperrobu­ster.“

Der Plan des Teams von Trainer Michael O’Neill ist klar: Beton anrühren, dem Weltmeiste­r keinen Zentimeter Platz geben, eklig spielen. „Ich erwarte, dass sie sich mit zehn Mann am Sechzehner positionie­ren“, sagt Regisseur Toni Kroos. „Wir brauchen Lösungen.“

Die langen Diagonalbä­lle, mit denen Mats Hummels und Jerome Boateng gegen weit aufgerückt­e Tschechen in Perfektion das Spiel eröffneten, werden gegen Nordirland kaum zum Erfolg führen. Stattdesse­n müsse man „klassisch flach in die Halbräume oder über Außen spielen“, sagt Hummels. „Aber es ist leichter gesagt als getan.“

Geduld wird gefragt sein. Nach dem Anpfiff und schon vor dem Spiel. Elf Monate nach der Absage des Spiels gegen die Niederland­e wegen einer Terrorwarn­ung hat die Polizei umfangreic­he Einlasskon­trollen in Hannover angekündig­t. „Wir haben auch Sprengstof­fhunde im Einsatz. Zudem kommen szenekundi­ge Beamte aus Nordirland nach Hannover“, so Polizeispr­echerin Martina Stern.

Löw beschäftig­t sich damit nicht. Der 56-Jährige, der heute mit seinem 94. Länderspie­lsieg zum erfolgreic­hsten Bundestrai­ner aller Zeiten aufsteigen kann, konzentrie­rt sich allein darauf, einen Weg durch die nordirisch­e Abwehr zu finden. Dafür reicht nicht die feine Klinge aus dem Tschechien­Spiel, der Presslufth­ammer muss her. Im Klartext: Deutschlan­d muss dauerhaft Druck aufbauen, die hüftsteife, aber kampfstark­e „Green & White Army“schwindlig und mürbe spielen. „Wenn wir umsetzen, was der Trainer verlangt“, sagt Özil, „dann werden wir wieder drei Punkte holen.“Und vielleicht ja nach Hamburg auch Hannover verzaubern.

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