Heute braucht Löw den Presslufthammer
In Hannover trifft die DFB-Elf auf Nordirlands grünen Beton Bei den Fans ist viel Geduld gefragt: vor und nach dem Anpfiff
„Die werden sich mit zehn Mann am Sechzehner positionieren.“Toni Kroos
28:2 Torschüsse, 13:0 Großchancen, 79 Prozent Ballbesitz. Ein solch einseitiges Spiel hatte es in der EM-Geschichte selten gegeben. Deutschland hatte Nordirland am 21. Juni an die Wand gespielt und war dennoch am grünen Beton der Briten verzweifelt. Nur ein 1:0 stand am Ende in der einzig wirklich wichtigen Statistik zu Buche. Heute will es das Team von Joachim Löw besser machen – auf eine ganz andere Art als bei der Gala vom Sonnabend.
Das 3:0 gegen Tschechien, es war eine gute halbe Stunde Geschichte, da hatte Mesut Özil einen Strich darunter gemacht. „Wir müssen dieses Spiel abhaken“, sagte der deutsche Zauberer vom FC Arsenal. „Am Dienstag werden wir einen ganz anderen Gegner auf dem Platz haben. Ich kenne einige Nordiren aus der Premier League. Die spielen körperrobuster.“
Der Plan des Teams von Trainer Michael O’Neill ist klar: Beton anrühren, dem Weltmeister keinen Zentimeter Platz geben, eklig spielen. „Ich erwarte, dass sie sich mit zehn Mann am Sechzehner positionieren“, sagt Regisseur Toni Kroos. „Wir brauchen Lösungen.“
Die langen Diagonalbälle, mit denen Mats Hummels und Jerome Boateng gegen weit aufgerückte Tschechen in Perfektion das Spiel eröffneten, werden gegen Nordirland kaum zum Erfolg führen. Stattdessen müsse man „klassisch flach in die Halbräume oder über Außen spielen“, sagt Hummels. „Aber es ist leichter gesagt als getan.“
Geduld wird gefragt sein. Nach dem Anpfiff und schon vor dem Spiel. Elf Monate nach der Absage des Spiels gegen die Niederlande wegen einer Terrorwarnung hat die Polizei umfangreiche Einlasskontrollen in Hannover angekündigt. „Wir haben auch Sprengstoffhunde im Einsatz. Zudem kommen szenekundige Beamte aus Nordirland nach Hannover“, so Polizeisprecherin Martina Stern.
Löw beschäftigt sich damit nicht. Der 56-Jährige, der heute mit seinem 94. Länderspielsieg zum erfolgreichsten Bundestrainer aller Zeiten aufsteigen kann, konzentriert sich allein darauf, einen Weg durch die nordirische Abwehr zu finden. Dafür reicht nicht die feine Klinge aus dem TschechienSpiel, der Presslufthammer muss her. Im Klartext: Deutschland muss dauerhaft Druck aufbauen, die hüftsteife, aber kampfstarke „Green & White Army“schwindlig und mürbe spielen. „Wenn wir umsetzen, was der Trainer verlangt“, sagt Özil, „dann werden wir wieder drei Punkte holen.“Und vielleicht ja nach Hamburg auch Hannover verzaubern.