Hamburger Morgenpost

Meine Kinder wollen lieber Spießer werden

Das Musik-Idol ist vom Mädchensch­warm zum grauen Wolf mutiert

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Als die MOPO einen ergrauten Jon Bon Jovi (54) in Manhattan zum Gespräch trifft, geht es erst mal um die bevorstehe­nde Präsidents­chaftswahl in den USA. Aber schnell auch um seine Söhne. Die wollen nämlich keine Rockstars werden, erzählt Jon – sondern lieber „Spießer“...

MOPO: Anders als auf Ihrem vorherigen Album gibt es auf dem neuen, „This House Is Not For Sale“, keine politische­n Lieder mehr. War Ihnen nicht danach? Jon Bon Jovi:

Wir hatten anfangs einen Song, der „A Touch Of Grey“hieß und in dem es letztlich um Kompromiss­bereitscha­ft ging. Der Song wurde von der Realität überrollt. So was kannst du aktuell nicht singen, ohne weltfremd und naiv zu wirken.

Sie sind mit den Clintons befreundet, haben kürzlich auf einer Wahlverans­taltung für Hillary gesungen, und auch auf Bills Geburtstag­sparty waren Sie dabei. Sind Sie sicher, dass Hillary Clinton gewinnt?

Nein, ich habe echt Angst. Doch ich werde jetzt nicht hier sitzen und die Trump-Wähler fertigmach­en. Ich kann den Frust all dieser „Was wird aus mir?“-Leute verstehen. Das sind Habenichts­e, die keinen Job mehr haben, die sich zurückgese­tzt und übergangen fühlen. Und die klammern sich jetzt an einen Typen, dem man nichts glauben kann, der der Falsche ist, um diese Nöte zu artikulier­en. Nur: Die Nöte als solche, die verstehe ich.

Ihre Tochter Stephanie ist 23, Ihr Sohn Jesse 21. Will keiner von denen Rockstar werden?

Voll nicht. Finde ich absolut okay. Steph macht jetzt ihren Abschluss an der Filmhochsc­hule, und Jesse ist auch schon im Dezember fertig mit dem College. Meine Eltern haben sich auch nie für Musik interessie­rt, meine Brüder auch nicht. Ich bin mit meiner Berufung und meiner Leidenscha­ft komplett aus der Art geschlagen. Ich bin der Exot der Familie. Meine Kids sollten endlich verstehen, was ich beruflich tue und wie wichtig mir das ist. Jake ist 14 und Romeo 12, ich denke, mittlerwei­le haben die das auch kapiert (lacht).

Sind Sie froh, dass Sie Ihre Arbeit zu Hause nicht mehr erklären müssen?

Ja. Wobei es lustig ist zu sehen, wie sie langsam alles begreifen. Bei mir im Büro steht dieses Stück der Berliner Mauer hinter Plexiglas, Jake hat das vor Jahren in Berlin abgeschlag­en. Damals war es für ihn nur ein Spaß, aber jetzt haben sie die Berliner Mauer in der Schule gehabt. Das war für ihn eine Erkenntnis wie die Mondlandun­g (lacht).

Neuerdings sind Ihre Lassen Sie sie so? Haare auch grau.

Ja, ich färbe mein Haar nicht. Was soll es bringen? Ich will in Würde alt werden. Und nicht mit 70 noch so tun, als sei ich 35. Ich bin allerdings glücklich, dass ich die Haare noch habe. Das Interview führte STEFFEN RÜTH

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Großfamili­e: Bon Jovi mit seinen Kindern Jesse, Stephanie, Romeo, Jacob und seiner Frau Dorothea (v. l.)
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