Das Rätsel um das Vergewaltigungs-Opfer
Harburg 14-Jährige offenbar ausgerissen und nach Berlin abgehauen. Ist sie dort in Betreuung oder abgetaucht?
Von SANDRA SCHÄFER
Rätselraten um die 14-Jährige, die im Frühjahr in Harburg Opfer einer GruppenVergewaltigung wurde. Ist sie untergetaucht und ohne jede Betreuung? Oder doch in der Obhut eines Jugendamtes? Die MOPO auf Spurensuche.
Bewährungsstrafen für die drei Minderjährigen, vier Jahre Haft für den Haupttäter (21). So lautete am Donnerstag das Urteil im Vergewaltigungs-Prozess von Harburg. Das Opfer, das damals mehrfach vergewaltigt und danach in einen Hinterhof geschleppt wurde, war nicht zur Verhandlung erschienen, es wurde durch seine Anwältin vertreten. Für ungläubiges Staunen bei den Besuchern sorgte die Bemerkung des Richters, das Mädchen sei seit Mai untergetaucht. Man wisse nicht, wo die 14-Jährige ist.
Ein wohl schwer traumatisiertes Missbrauchs-Opfer, noch sehr jung und zudem schulpflichtig – und seit Monaten einfach so vom Radar der Hamburger Behörden verschwunden. Wie kann das sein? Das Mädchen, das schon lange nicht mehr bei seinen Eltern lebte, war in einer Jugendwohnung in Wandsbek untergebracht. Von dort war es offenbar nach dem Missbrauchs-Vorfall Richtung Berlin abgehauen. Denn aus dem Bezirksamt Wandsbek wurde der MOPO mitgeteilt, die 14Jährige sei nun in der Zuständigkeit des Jugendamtes Berlin-Charlottenburg.
Aber ob sie dort auch in Betreuung ist, bleibt fraglich. Ihre Anwältin sagte gegenüber der MOPO, dass sie nicht verschwunden sei und sich niemand sorgen müsse. Man habe ihr einen Auftritt vor Gericht ersparen wollen, weil der erneut sehr belastend gewesen wäre. Daher hätten sich alle Prozess-Beteiligten geeinigt, dass sie als „nicht auffindbar“gelte. Nach wie vor ist unklar, ob das Opfer nun in Berlin in guten Händen ist und betreut wird oder dort womöglich untergetaucht ist und sich als Straßenkind durchschlägt.
Kuriose Blüten treibt derweil der Protest gegen das von Teilen der Bevölkerung als zu milde empfundene Urteil: Mit einer Online-Petition, an der sich mittlerweile 9000 Menschen beteiligt haben, soll Druck auf die Staatsanwaltschaft ausgeübt werden, in Berufung zu gehen.
Dem Mädchen sollte offenbar eine erneute Aussage vor Gericht erspart werden.