Blut, Nacktheit, Begehren: Thalheimers „Penthesilea“
Große Kunst, aber schwere Kost auf Kampnagel
„Dieses wunderbare Weib – halb Furie, halb Grazie!“So beschreibt der griechische Held Achilles verzückt die rätselhafte Amazonenkönigin Penthesilea.
Heinrich von Kleists gleichnamiges Drama dreht sich um den Kampf der beiden, um ihre verzehrende Liebe. Macht und Gefühle grätschen sich hier gegenseitig ab – das schlimme Ende ist der Tragödie von Anbeginn eingeschrieben.
Im Rahmen des Theaterfestivals bekamen die Hamburger nun auf Kampnagel Gelegenheit, sich die Fassung von Michael Thalhei- mer vom Schauspiel Frankfurt anzusehen. Der Regisseur ist dem Publikum durch seine vielen Inszenierungen im Thalia-Theater vertraut. Seine Spezialität ist die radikale Verschlankung der Stücke. Genau das passiert auch hier: Nur drei Personen treten auf. Die Bühne ist eine spitz zulaufende Schräge in die Höhe, sonst ist da nichts, was von den Figuren und ihrem Text ablenkt.
100 Minuten hoch konzentrierte Sprache – die Bilder der wilden Schlachten müssen über die Wörter vor dem geistigen Auge der Zuschauer entstehen. Die fantastische Constanze Becker in der Hauptrolle der Penthesilea und Felix Rech als Achilles fordern vom Publikum (halb)nackt und blutverschmiert volle Aufmerksamkeit ein.
Das wahrlich schwere Theaterkost – aber verdammt gut! Zu viel Leidenschaft: Constanze Becker als Pen- thesilea und Felix Rech als blutender Achilles war