Hamburger Morgenpost

Bei den fiesen Szenen hat Mama vorgespult

- Von BERND PETERS

Manche warten ihr Leben lang auf so einen großen Auftritt. Leo Schöne (7) kam durch einen Zufall zu der großen „Tatort“-Rolle. Sonntagabe­nd sahen Millionen den Zweitkläss­ler im neuen Münchner Fall als wichtigen kleinen Zeugen – der miterlebt, wie sein Filmvater erstochen wird. Sein erster Film überhaupt ...

„Ich habe das Angebot bekommen, weil eine Bekannte von meiner Mama eine Mail von einer Agentur bekommen hat. Sie hat uns geschriebe­n, ob das was für mich ist“, erklärt Leo der MOPO im Interview, das er zusammen mit seiner Mutter

(44, Übersetzer­in) gibt. Mit gebürtigen Japanerin und Papa (44, Ingenieur) lebt Leo in München.

Dieser Zweitkläss­ler eroberte den „Tatort“! Angst machte ihm das nicht, erzählt er. „Da waren ja überall der

Ralf Schöne Kanako Hatakeyama-Schöne

Kameras. Das habe ich nicht ernst genommen.“Leo bleibt also trotz heftiger Handlung lebensfroh – das bestätigt auch sein „Kollege“

(62), der sich als „Tatort“-Kommissar „Ivo Batic“mit dem kleinen Zeugen anfreundet­e. „Er ist ein lustiger Bursche, der natürlich lieber Fußball spielt als traurig zu gucken. Das haben wir in Drehpausen dann aber auch gemacht. Wir haben viel Blödsinn gemacht, am liebsten iPad geguckt und gekickt.“

Leo sei „sehr konzentrie­rt“gewesen und „beeindruck­t“seine Zuschauer, lobte Nemec. „Er hat durch seine Ausstrahlu­ng einfach gewirkt. Mit Kindern kann es ja auch schwierig werden. Dieses ständige Wiederhole­n von Szenen mögen die natürlich nicht. Die spielen ja weniger, die sind einfach.“Bei Leo ging dieses Konzept auf. Er wirkte authentisc­h – trotz fehlender Erfahrung. „Mir hat das Spaß gemacht, ich würde das gerne wieder machen“, sagt er.

Miroslav Nemec

Der kleine Mann mit der großen Rolle durfte den fertigen Film auch sehen – aber Mama hat an manchen Szenen „vorgespult“. „Er ist noch nicht alt genug, um einen kompletten ,Tatort‘ zu gucken und zu verstehen“, sagt sie. Stolz sind die Eltern natürlich trotzdem. „Er hat das toll gemacht, und die Leute waren alle nett zu uns.“

Auch Leos Schulfreun­de sind begeistert. „Die finden das cool, dass ich da mitspiele“, freut sich Leo. Deshalb wollten sie auch eine PopcornPar­ty für ihren „berühmten“Kumpel schmeißen. Die sollte erst parallel zur Ausstrahlu­ng steigen.

Aber Mama hat das erst einmal verschoben. „Einen Krimi mit lauter Siebenjähr­igen zu gucken, das lassen wir lieber“, erklärt sie lachend. Leo durfte aber trotzdem ausnahmswe­ise länger aufbleiben, guckte den Film mit Mama und Papa zu Hause. „An manchen Stellen schalte ich dann aus“, kündigte Mama Kanako an.

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