Al Jarreau: Noch immer pure Musik
Die US-Jazz-Legende (76) brillierte in der Laeiszhalle
Von CHRISTOPH FORSTHOFF
Behutsam gestützt von einem Helfer kommt der große alte Mann auf die Laeiszhallenbühne. Knie und Rücken schmerzen. Die 2000 Zuschauer haben sich längst von ihren Sitzen zu stehenden Begrüßungsovationen erhoben.
Dann hat Al Jarreau seinen Stuhl erreicht, ein verschmitztes Lächeln geht über sein Gesicht: „Guten Abend!“Der Saal tobt. Die NDR-Bigband setzt die ersten Akkorde – und durch den Körper des 76-Jährigen schießt sichtbar ein Endorphin-Stoß. Jarreau, das ist die reine Lust am Musizieren. Ein Meister des Scat-Gesangs, der noch immer ein ganzes Jazzorchester in seiner Kehle hat, auch wenn es ihn statt wie einst in die Höhen nun eher in die tiefen Register zieht.
Bigband-Leiter Jörg Achim Keller hat für dieses Gipfeltreffen – für Altmeister Jarreau sind die NDR-Musiker „das tollste Orchester der Welt“– Stücke aus „Duke Ellingtons Songbook“ebenso pointiert wie gefühlvoll neu arrangiert. Jarreau vollführt Akrobatik mit seinen Stimmbändern – schnalzt, ächzt, juchzt, brummt und tiriliert. Der US-Amerikaner weiß aber auch charmant zu erzählen – von seinem ersten Auftritt im „Onkel Pö“etwa.
Mühelos überwindet der 76Jährige GenreGrenzen. „I ain’t got nothin but the Blues“– und wechselt immer wieder die Stimmfarben. Dieser Mann – er ist einfach pure Musik! Die Knie schmerzen, aber die Stimmbänder sind noch nicht müde: Al Jarreau (76) beim Auftritt in der Laeiszhalle.