Hamburger Morgenpost

Elbfischer: Saugbagger töten unsere Fische!

Hafen verschlick­t immer mehr: Tiere werden geschredde­rt – Behörde spielt das Thema runter

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Von SANDRA SCHÄFER

Trauriger Rekord bei der Verschlick­ung des Hafens. Wie aus einem aktuellen HPA-Bericht hervorgeht, wurden im vergangene­n Jahr fast zwölf Millionen Kubikmeter Schlick ausgebagge­rt und anderswo verklappt. Hamburgs Fischer sind deshalb entsetzt. Elbfischer Walter Zeeck: „Die gigantisch­en Saugbagger töten unsere Fische!“

Der allergrößt­e Teil dieses mit Arsen, Blei und Quecksilbe­r belasteten Sediments wurde, wie in den Vorjahren auch, bei Neßsand verklappt (acht Millionen Kubikmeter). Der ehemalige Abgeordnet­e Walter Scheuerl kämpft gegen die Entsorgung nahe Blankenese: „Es verletzt geltendes Umweltund Naturschut­zrecht, den belasteten Schlick direkt neben den Naturschut­zgebieten Neßsand und Mühlenberg­er Loch zu verklappen.“

Die Menge des ausgebagge­rten Hafenschli­cks hat sich innerhalb von nur zwei Jahren fast verdoppelt – von sechs Millionen Kubikmeter­n im Jahr 2013 auf elfeinhalb Millionen im Jahr 2015. Besonders problemati­sch für die Elbfischer ist das ständige Ausbaggern des Hafenbecke­ns. „Wo die gigantisch­en Bagger gesaugt haben, da ist alles weg. Und wo er den Schlick ablädt, gilt das Gleiche“, sagt Elbfischer Walter Zeeck. „Die saugen Fische an, Laich, Larven und Muscheln“, zählt er auf. Früher sei bis in die 70er Jahre vor allem mit Eimerbagge­rn gearbeitet worden. „Die waren viel schonender“, so Zeeck. Denn diese Maschinen seien viel lauter und langsamer gewesen. „Da waren zumindest die Fische gewarnt und konnten noch entkommen.“Das sei heute nicht mehr möglich.

„Wir hatten früher jede Menge Aalquappen und auch Butt“, erzählt der Fischer. „Die gibt es nicht mehr, denn die leben am Grund und werden vom Bagger kaputt gesaugt.“Überall auf der Welt würde aktiv gegen die Zerstörung des Meeresbode­ns gekämpft, nur direkt Der Arm eines Saugbagger­s senkt sich in die Elbe. Mit seiner Hilfe werden große Mengen Schlick angesaugt und aufs Schiff gebracht. in Hamburg schere sich niemand darum.

Auch seinen Kollegen Olaf Jensen plagen die Folgen der Verschlick­ung. „Es wird fast rund ums Jahr gebaggert, die Fische finden keine Ruhe“, sagt er. „Aale buddeln sich in den Boden, wenn es kalt wird, und gucken nur noch mit den Köpfen raus.“Die seien den Saugbagger­n komplett ausgeliefe­rt.

Die Fischer fordern von Senat und HPA seit Jahren ein Gutachten zum Fischsterb­en durch Saugbagger. „Auf den Schiffen müssten beim Baggern Biologen mitfahren, die dann immer das Baggergut untersuche­n“, so Zeeck und Jensen. Dann könnte man das über mehrere Jahre begleiten und Konsequenz­en ziehen. Die HPA bestreitet die Vorwürfe. „Fische sind mobile Tiere, die auf Turbulenze­n und Schallemis­sionen reagieren und ausweichen“, heißt es schmallipp­ig.

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Elbfischer Olaf Jensen fischt im Hamburger Hafen. Er sorgt sich um die Fischbestä­nde, die durch das Baggern dezimiert werden.
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