Drogen-Zoff
Immer mehr Protest-Fahrer zechen und kiffen während der Tour
Von MIKE SCHLINK
Hat es sich bald ausgeradelt? Statt für die Rechte von Radfahrern zu kämpfen, zerlegt sich die „Critical Mass“(CM) derzeit selbst. Der Grund: Die Veranstaltung wird immer mehr zum Party-Event – inklusive betrunkener und bekiffter Teilnehmer.
Normalerweise sind am letzten Freitag im Monat Tausende Radfahrer auf Hamburgs Straßen unterwegs, diese Zahl ist Ende November jedoch auf einige Hundert gesunken. Neben den kälteren Temperaturen liegt das auch daran, dass kaum einer mehr weiß, wo überhaupt gestartet wird.
Die Info bekamen die Protestler in der Regel bisher auf Facebook – weil zuständige Administratoren Veranstaltungen erstellten und Startpunkte festlegten. Seit Oktober machen sie das aber nicht mehr, weil sie mit der Veränderung der „Critical Mass“unzufrieden sind – einige legten sogar ihr Administrations-Amt nieder.
Der Grund: Aus dem kleinen Rad-Protest ist längst die größte Veranstaltung ihrer Art in Deutschland geworden – bei der es immer mehr Teilnehmer zu bunt treiben. Sie trinken Alkohol, kiffen und fahren teilweise gefährlich in den Gegenverkehr und sorgen dabei sogar für Unfälle, wie einige Facebook-Nutzer und Mitfahrer schildern. Das hat wenig mit dem eigentlichen Ziel der CM zu tun: darauf aufmerksam zu machen, dass Radfahrer ebenso Teil des Straßenverkehrs sind wie Autos und Motorräder. Bei ihren Protestfahrten beruft sich die Rad-Guerilla auf Paragraf 27 der Straßenverkehrsordnung – die Verbandsfahrt. Bei dieser dürfen mehr als 15 Radler die Straße als Verband nutzen und so auch über rote Ampeln fahren. Laut Polizei wird der Paragraf von den ProtestRadlern falsch ausgelegt – die Veranstaltung wird dennoch geduldet.