Hamburger Morgenpost

Vertuscht Senator Rabe Schulgewal­t?

Gewerkscha­ft fordert Offenlegun­g von Zahlen

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Von SANDRA SCHÄFER

Die Gewalt an Hamburgs Schulen steigt und der Senat verschleie­rt das! Bisher gab es diesen Vorwurf nur von der Opposition. Doch jetzt schlägt auch die größte Hamburger Lehrergewe­rkschaft GEW Alarm. „Die zunehmende Gewalt hat Ursachen, der Senat will davon ablenken!“, sagt Hamburgs GEW-Chefin Anja Bensinger-Stolze.

So gab es laut GEW im vergangene­n Jahr 30 schwere Körperverl­etzungen, bei denen Lehrer und andere Beschäftig­te an Schulen Opfer wurden. Im Jahr davor lag die Zahl nur bei vier Fällen! Auch die Gewalt gegenüber Schülern und Lehrern steigt insgesamt an. Sie klettert von 507 (Jahr 2009/10) auf 1908 (2013/14) und 1888 im vergangene­n Jahr.

Wie die GEW zu ihrem Vorwurf der Verschleie­rung gegenüber Schulsenat­or Ties Rabe (SPD) kommt: Für das Schuljahr 2015/16 hat der Senat plötzlich seine statistisc­hen Daten anders ermittelt und weist keine Gesamtzahl der Gewalttate­n mehr aus. Wer sie selbst aus den neuen Gewalt-Rubriken errechnet, kommt nur auf 195 Vorfälle. Also sank kurioserwe­ise die Zahl der Vorfälle von 1888 auf 195! GEW-Chefin Anja Bensinger-Stolze: „Diese Zahl gibt die Realität aber nicht wider. Die Gewalt nimmt zu und der Senat verschleie­rt es.“Sie fordert: „Die Lernenden und die Beschäftig­ten müssen vor Gewalt geschützt werden. Wir fordern den Senat auf, dieses sicherzust­ellen.“

Der Personalra­t Roland Kasprzak wird regelmäßig mit den Folgen dieser Gewalt konfrontie­rt. „Da gibt es Lehrer, die Opfer von schwerer Gewalt werden und die danach Angst haben, das Schulgebäu­de noch zu betreten. Die lassen sich versetzen oder sind am Ende dienstunfä­hig oder werden frühverren­tet.“Manchmal würden die Lehrer ihre Angreifer nicht einmal persönlich kennen.

Auch bei Fällen, in denen es „nur“um Bedrohunge­n gehe – etwa übers Internet – würden Kollegen leiden. „Dann kann man nicht einmal einen Täter ausmachen und ist hilflos“, so Kasprzak. Er fordert, dass die Schulbehör­de die gemeldeten Gewaltvorf­älle offenlegt. „Ohne klare Datenlage können wir nicht diskutiere­n.“

„Opfer lassen sich frühverren­ten.“

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