Jetzt schlägt Beiersdorfer zurück
Boss gibt sich trotzig. Sportchef-Diskussion nervt ihn. Weiß er, dass er keine Chance mehr hat?
Es sieht nicht gut aus für ihn. Dietmar Beiersdorfer muss mächtig um seinen Job zittern, vieles deutet darauf hin, dass der Vorstands-Boss noch in diesem Winter gehen muss. Doch der 53-Jährige wehrt sich – und schlägt gegen seine Kritiker zurück. Vor allem aber betonte er erneut, dass er eigentlich keine Notwendigkeit sieht, einen neuen Sportchef einzustellen.
Vielleicht wollte er einfach nochmal ein Zeichen setzen. Beiersdorfer und der HSV – eine Ehe, die sich bald dem Ende zuneigen könnte. Unabhängig von den Ergebnissen der kommenden Wochen könnte der Klubboss spätestens in der Winterpause ersetzt werden. Kampflos aber will er sich nicht geschlagen geben – und holte am Donnerstag nochmal zum großen Gegenangriff aus.
Didi schlägt zurück! Weil er insbesondere die Diskussion um einen neuen Sportchef nicht nachvollziehen kann. Die Suche wurde bis auf weiteres vertagt – vor allem, weil nicht klar ist, wie lange Beiersdorfer selbst noch im Amt bleibt. Nun betont er: „Es gibt das vermeintlich akute Problem gar nicht.“Im Gegenteil: „Wir sind operativ voll handlungsfähig. Ich sehe auch kein Führungsvakuum.“Ziemlich erstaunliche Aussagen, wenn man bedenkt, dass der Aufsichtsrat, an dem Beiersdorfers Schicksal hängt, bereits seit Wochen die Installation eines Sportchefs als klare Vorgabe ausgegeben hat. Da stellt sich die
„Bei uns herrscht kein Chaos, auch wenn das einige behaupten.“Dietmar Beiersdorfer
Frage: Ist Beiersdorfer, der die Doppelfunktion als Klubboss und Sportchef ohnehin am liebsten weiter allein ausüben möchte, einfach nur trotzig? Oder weiß er, dass er sowieso keine Chance mehr hat – und geht deshalb in die Offensive?
So oder so, der Vorstandschef ist gereizt. „Mich nervt diese öffentliche Diskussion über Kandidaten und potenzielle Kandidaten, weil sie die Realität komplett verklärt“, bemängelt Beiersdorfer, der darauf verweist, zahlreiche Sondierungsgespräche geführt, aber nur mit Christian Hochstätter und dem VfL Bochum konkret verhandelt zu haben. Und bei allem berechtigten Unverständnis über das sportliche Abschneiden wisse er, „was ich auch weiterhin imstande bin zu leisten. Daher lasse ich meine Arbeit auch nicht auf vier Punkte im bisherigen Bundesligaverlauf reduzieren.“Und überhaupt: „Bei uns herrscht kein Chaos, auch wenn das einige Personen behaupten –
Vom HSV berichtet
SIMON BRAASCH
s.braasch@mopo.de
vor allem diejenigen, die keinerlei Einblick in unsere tägliche Arbeit haben.“Der Boss schlägt zurück. Gegen alle Kritiker. Unterstützung erhielt er gestern von Markus Gisdol, der zurzeit gemeinsam mit Beiersdorfer die geplanten Wintertransfers eintüten soll. „Es ist eine enge Zusammenarbeit“, so der Trainer. „Es ist ja klar, was wir machen wollen. Momentan läuft es rund, alles wird in die Wege geleitet.“
Gisdol wird sich vermutlich nichts dabei gedacht haben, dass er seine Worte mit dem Satz „aktuell ist Dietmar Beiersdorfer mein Ansprechpartner“einleitete. Höchst fraglich aber, ob das auch noch der Fall sein wird, wenn Nägel mit Köpfen gemacht werden. Am 1. Januar öffnet das Transferfenster wieder.