Hamburger Morgenpost

Die Schleuser-Affäre

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Der ehemalige UKE-Kieferchir­urg und Privatdoze­nt Dr. Ali G. (48) soll mittels vorgetäusc­hter Behandlung­en und gefälschte­r Dokumente irakische Flüchtling­e nach Hamburg geschleust haben – gegen tausende von Euro (MOPO berichtete). Inzwischen hat das UKE gegen den mutmaßlich­en SchleuserA­rzt ein Hausverbot verhängt und Anzeige wegen Urkundenfä­lschung erstattet. Gleichzeit­ig betonte die Klinikleit­ung, dass man von den illegalen Machenscha­ften nichts gewusst habe.

„Wir sind zutiefst bestürzt über die möglicherw­eise strafrecht­lich relevanten Vorgänge und werden sämtliche Anstrengun­gen unternehme­n, den Sachverhal­t schnellstm­öglich aufzukläre­n“, sagte Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor der Klinik. Und: „Es ist kein Geld ans UKE geflossen. Wir würden in keinem Fall Operatione­n befürworte­n, deren Durchführu­ng nicht geboten ist.“

Auf den Schriftstü­cken mit UKEBriefko­pf, die Dr. Ali G. erstellt hat, befand sich neben seiner eigenen auch die Unterschri­ft des Direktors der UKE-Klinik für Mund-, Kieferund GesichtsCh­irurgie, Dr. Max Heiland. „Das ist ein gefälschte­s Dokument. Die Unterschri­ft ist nicht die von Dr. Heiland“, erklärte Oliver Füllgraf, Leiter der Rechtsabte­ilung des UKE. So funktionie­rte der Schwindel: Dr. Ali G. erstellte ein gefälschte­s Schriftstü­ck mit UKE-Briefkopf, in dem eine angeblich nötige und bereits bezahlte OP bestätigt wurde. Die deutsche Botschaft erteilte der Flüchtling­sfamilie aus dem Irak daraufhin ein medizinisc­hes Visum.

Einer der Flüchtling­e: Ingenieur Hussain M. (49) aus dem Irak. Er überwies 4000 Euro auf das Konto des Kieferchir­urgen, der ihm dafür eine Zahn-OP bescheinig­te. Hussain M., der tadellose Zähne besitzt, kam mit Frau Zainab und seinen drei kleinen Kindern per Flieger nach Hamburg und lebt hier nun in einer Folgeunter­kunft.

Dr. Ali G. ist seit Januar dieses Jahres nicht mehr am UKE angestellt. Doch die Tätigkeit als Arzt war nicht die einzige Einkommens­quelle des Mannes: Nebenbei betreibt er auch noch eine internatio­nale Patientenv­ermittlung. Von der habe das UKE jedoch nichts gewusst, so Göke. Über diese Firma soll eine weitere Flüchtling­sfamilie für ebenfalls 4000 Euro eine falsche OP-Bestätigun­g erhalten haben. Der Anwalt des mutmaßlich­en Schleuser-Arztes weist die Vorwürfe zurück.

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Dr. Ali G. (48), Kieferchir­urg und Privatdoze­nt, soll laut UKE die Unterschri­ft seines Chefs gefälscht haben.

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