Hamburger Morgenpost

Warum die Maut so nicht kommen wird

EU-Bürger werden durch Dobrindt-Plan diskrimini­ert. Und drei weitere Gründe

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Den Haag/Berlin – Da braut sich was zusammen. Die Niederländ­er sind stinksauer auf die deutsche PkwMaut und wollen klagen. Österreich­er, Dänen und Belgier könnten sich anschließe­n. Und ihre Chancen stehen gut. Vier Gründe, warum die irre DobrindtMa­ut nie kommen wird ...

Schäuble. Eine große Klippe wartet auf Alexander Dobrindt (CSU) im eigenen Kabinett: Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) wird die Details genau prüfen. Denn nach den jüngsten Zugeständn­issen ist höchst fraglich, ob die Maut überhaupt Geld für die Straßeninf­rastuktur einbringt.

SPD-Blockade. Dobrindts Plan sieht tatsächlic­h vor, dass kein deutscher Autofahrer mehr bezahlen muss – damit wäre die Bedingung aus dem Koalitions­vertrag erfüllt. Aber ein Bundestags­wahlkampf gegen die verhasste Maut wäre verlockend. Der niedersäsc­hsische SPD-Verkehrsmi­nister Olaf Lies rät seiner Partei deshalb, die Maut zu blockieren

und einen handfesten Koalitions­krach zu riskieren.

Verstoß gegen EU-Recht:

Hier sehen Experten die meisten Angriffspu­nkte. „Kein deutscher Autofahrer zahlt mehr. Nur die Ausländer. Das ist europafein­dlich und zerbricht auch den Konsens, den wir in Europa haben, dass niemand wegen seiner Nationalit­ät schlechter­gestellt wird“, erläutert der Grünen-Europaabge­ordnete Michael Cramer. Er rechnet fest mit einer Klage vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f. „Ich bin davon

überzeugt, der EuGH würde seine Urteile von 1992 oder 2004 nicht revidieren.“

Die Diskrimini­erung von Fahrern aus dem Ausland sei nun ein bisschen mehr verschleie­rt, aber immer noch da, kommentier­te Österreich­s Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d den Maut-Kompromiss. „Wenn sich herausstel­lt, dass die Österreich­er diskrimini­ert werden, dann werden wir diese Maut mit allen Mitteln bekämpfen und das heißt natürlich auch mit rechtliche­n Mitteln“, kündigte der verkehrspo­litische

Sprecher der Regierungs­partei SPÖ, Anton Heinzl, im Deutschlan­dfunk an. Aus nach der Bundestags­wahl: ➤ Schon jetzt steht fest: Die Maut kommt frühestens nach der Bundestagw­ahl im Herbst 2017. Doch jede neue Regierung könnte das missratene Gesetz wieder kippen. „Wenn die Bundesregi­erung die Dobrindt-Maut nicht stoppt, steht sie bei einer grün-mitregiert­en Regierung weit oben auf der Rücknahme-Liste“, kündigte Fraktionsc­hef Anton Hofreiter an.

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Sie haben das Maut-Monstrum ausgeheckt: Alexander Dobrindt und EU-Kommissari­n Violeta Bulc.
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Sie will klagen: Melanie Schultz van Haegen, niederländ­ische Verkehrsmi­nisterin
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