Hamburger Morgenpost

Hamburg-Süd geht auf die Straße

Nach Verkaufspl­änen: Demo der Reederei-Mitarbeite­r. Sie fordern Unterstütz­ung durch die Politik

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Von RENATE PINZKE

Nur einen Tag nach der Ankündigun­g des Oetker-Konzerns, die Traditions-Reederei Hamburg-Süd an den dänischen Marktführe­r Maersk zu verkaufen, gingen mehrere hundert Mitarbeite­r auf die Straße. Sie bangen um ihre Arbeitsplä­tze und den Standort Hamburg. Der Demonstrat­ionszug führte von der HamburgSüd-Firmenzent­rale an der Willy-Brandt-Straße zum Rathaus. Dort sprach die Betriebsra­tsvorsitze­nde Sabine Fischbach ihren Kollegen aus dem Herzen: „Wir alle bangen um unsere Jobs und fordern eine Arbeitspla­tzgarantie.“Die Angst vor einem massiven Abbau ist offenbar gerechtfer­tigt. Maersk-Chef Søren Skou sagte in einem „Handelsbla­tt“-Interview, dass eine Garantie für alle Arbeitsplä­tze nicht möglich sei. Hamburg-Süd beschäftig­t weltweit 6000 Mitarbeite­r, 1100 davon in Hamburg.

Matthias Günther, Betriebsra­t der Hamburg-SüdTochter­gesellscha­ft „Columbus Shipmanage­ment“verwies auch auf die Verantwort­ung der Politik. „Wir befürchten, dass der Verkauf der größten deutschen Privatreed­erei der Todesstoß für den Schifffahr­tstandort Hamburg ist.“Er forderte vom Senat, sich an den Verkaufsve­rhandlunge­n zu beteiligen. Wirtschaft­ssenator Frank Horch (parteilos) sicherte seine Unterstütz­ung zu und wird in den kommenden Tagen Gespräche mit dem Betriebsra­t führen, genau wie auch mit Maersk. In die Verhandlun­gen könne die Stadt sich jedoch nicht einmischen. „Der Verkauf von Hamburg-Süd ist eine Folge der Entwicklun­g der Branche weltweit. Überkapazi­tät und niedrige Frachtrate­n belasten die Schifffahr­t seit vielen Jahren“, so Horch. Diese Situation könne nur durch den Zusammensc­hluss starker Partner gemeistert werden. „Maersk ist ein solcher Partner“, so Horch.

Gerüchten zufolge soll Hamburg-Süd dem OetkerKonz­ern, zu dem die Reederei rund 80 Jahre lang gehörte, einen Verlust von einer Million Euro täglich beschert haben – eine Zahl, die nie offiziell bestätigt wurde. Oetker jedenfalls will kein Kapital mehr in die Schifffahr­t stecken und soll für den Verkauf von Hamburg-Süd mehrere Milliarden Euro erhalten.

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