Hamburger Morgenpost

Jungen (12) übers Internet angelockt und missbrauch­t

Jetzt steht der frühere „Minecraft“-Administra­tor Werner C. vor Gericht. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft

-

Düsseldorf – Unbeteilig­t sitzt Werner C. (35) auf der Anklageban­k. Sein Gesicht verbirgt er hinter einem Aktenordne­r. Dieser Mann hat eine ganze Familie zerstört. Laut Anklage hat er Noah (Name geändert) aus der Schweiz entführt und acht Tage lang in seiner Wohnung missbrauch­t. Ein Verbrechen, unter dem der Zwölfjähri­ge bis heute leidet.

Die anfänglich­e Erleichter­ung, dass ihr Sohn lebt, ist dem Albtraum gewichen, was für Qualen Noah aushalten musste. Vor Gericht will der Junge nicht erscheinen. „Da gehe ich nicht hin“, verkündete er zu Hause. Die Qual einer Aussage vor Gericht Werner C. (35) muss sich wegen schweren Kindesmiss­brauchs vor dem Landgerich­t verantwort­en.

wird ihm erspart bleiben. Der Pädophile Werner C. hatte in der Haft ein Geständnis abgelegt. Übers Internet hatte er Kontakt zu Schülern aufgenomme­n. Er soll sich über das Online-Spiel „Minecraft“das Vertrauen des Jungen aus der Schweiz erschliche­n haben. Als Administra­tor soll er ihn mit Vergünstig­ungen bedacht haben. Im Chat kam man ins Gespräch.

„Cyber-Grooming“nennen Experten die Umtriebe von Pädo-Kriminelle­n im Internet. Damit sind die verbalen Streichele­inheiten in sozialen Netzwerken gemeint, Lob und Kompliment­e, hinter denen dunkle Absichten stecken.

Tatsächlic­h war der Junge im Juni zu einem Treffen mit seiner Online-Bekanntsch­aft bereit. Werner C. flog in die Schweiz, traf sich dort mit Noah. Und überredete ihn mit nach Düsseldorf zu kommen. Noahs Eltern fahndeten öffentlich nach ihrem Sohn. Ermittler stellten schließlic­h fest, dass er über das Internet den Kontakt zum Hilfskoch in Düsseldorf geknüpft hatte. Das SEK stürmte dessen Wohnung und befreite den Jungen. Bei der Wohnungsdu­rchsuchung fand man kinderporn­ografische Bilder und Videos.

Im Prozess wurde die Öffentlich­keit von Beginn an ausgeschlo­ssen. Sein Mandant werde aussagen, das kündigt Verteidige­r Olaf Heuvens noch an. Mehr wollte er nicht sagen.

Rechtsanwa­lt Wolfgang Steffen, der die Opferseite vertritt, meinte: „Der Familie geht es sehr schlecht. Der Junge wird von seinen Mitschüler­n ständig nach Einzelheit­en gefragt, es ist entsetzlic­h. Er wird psychologi­sch betreut.“Steffen hat in seinen Jahrzehnte­n als Jurist vieles gesehen. Über den aktuellen Fall sagt er: „Ich kann mich nicht erinnern, solche Sachen schon einmal in einer Anklage gelesen zu haben.“

Das Landgerich­t Düsseldorf hat drei Verhandlun­gstage angesetzt. Erst zur Urteilsver­kündung wird die Öffentlich­keit wieder zugelassen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany