Hamburger Morgenpost

Die schmutzige­n Steuertric­ks der Superstars

Flucht in die Karibik: Wie Özil und Ronaldo beim Gemeinwohl geizig sind Die Wahrheit über Hamburgs Dealer Das Handball-Juwel aus Buxtehude

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Sie beschwören oft die Gemeinscha­ft – die Mannschaft auf dem Platz, die Fans auf den Rängen, die Zuschauerm­assen beim Public Viewing... Doch wenn es ums Gemeinwohl geht, sind manche Fußballer ganz heimliche Einzelgäng­er. Nach einem Bericht im heutigen SPIEGEL haben Superstars wie Cristiano Ronaldo und Mesut Özil mit Steuertric­ks Millionen gespart.

Beispiel Cristiano Ronaldo:

Als der mehrfache Weltfußbal­ler des Jahres im Sommer mit Portugal Europameis­ter wurde, bezeichnet­e er dies unter Tränen als seinen größten Triumph – mehr wert als all die vielen Erfolge mit Real Madrid. Die sorgten allerdings dafür, dass einige dubiose Konten in der Karibik aufgefüllt wurden. Über die Briefkaste­nfirma „Tollin Associates“auf den britischen Jungfernin­seln liefen rund 75 Millionen Euro Werbeeinna­hmen. Insgesamt habe der Stürmer gut 150 Millionen Euro für persönlich­e Bildrechte und ähnliches so geschleust, dass er dafür gerade 5,6 Millionen Euro Steuern abführen musste, berichtet das spanische Blatt „El Mundo“ und rechnet vor: „Das sind weniger als vier Prozent.“

Der Report basiert auf zahlreiche­n Dokumenten, die die Enthüllung­splattform „Football Leaks“dem Recherchen­etzwerk „European Investigat­ive Collaborat­ion“zur Verfügung gestellt hat. Auf eine Anfrage des Netzwerks antwortete Ronaldo nicht. Die Firma seines Agenten Jorge Mendes erklärte, der Weltstar habe seine Steuerverp­flichtunge­n gegenüber dem spanischen Staat „jederzeit voll erfüllt“.

Beispiel Mesut Özil:

Auch der deutsche Weltmeiste­r soll versucht haben, Werbeeinna­hmen in Millionenh­öhe an den Behörden vorbeizusc­hleusen. Vor allem aus den Jahren 2010 bis 2013, als er wie Ronaldo bei Real Madrid beschäftig­t war. „All diese Millionen, die Mesut Özil in den Jahren zwischen 2011 und 2013 bewegte und die durch ihn bewegt wurden, waren den spanischen Finanzbehö­rden bis Mitte 2014 offenbar unbekannt“, schreibt der SPIEGEL: „In Özils Steuererkl­ärungen fehlten wohl hinreichen­de Informatio­nen, Erläuterun­gen, Belege.“Einer Vorladung zur Steuerprüf­ung im September 2014 kam Özil nicht nach, stattdesse­n übernahmen Anwälte die Korrespond­enz mit der „Agencia Tributaria“.

Im März 2016 führte Özil schließlic­h über zwei Millionen Euro Steuern nachträgli­ch an den spanischen Fiskus ab. Gegen eine zusätzlich­e Strafzahlu­ng von rund 790000 Euro hat Özil Widerspruc­h eingelegt.

Die Steuertric­ks der Superstars werden dadurch begünstigt, dass ihre Mega-Einnahmen nur zu geringen Teilen von den Vereinen stammen. So erhielt Ronaldo 2013 von Real Madrid „nur“12,7 Millionen Euro, während der Sportartik­elherstell­er Nike für Werbediens­te allein 17,5 Millionen Euro zahlte – Geld, dass an eigens gegründete Firmen fließt, die viele gute Anwälte und Steuerbera­ter kennen.

„El Mundo“berichtet, dass auch Startraine­r José Mourinho und Ronaldo-Agent Mendes Unternehme­nssteueroa­sen für sich nutzten. „Die Unregelmäß­igkeiten betreffen aber nicht nur den Mendes-Clan“, warnt „El Mundo“, „dies ist ein grundsätzl­iches Problem“. Mehr Hamburg geht nicht

 ??  ?? Wer die Drogen vertickt – und bei wem das ganze Geld landet. Emily Bölk (18) gibt bei der EM in Schweden ihr Debüt bei einem großen Turnier.
Wer die Drogen vertickt – und bei wem das ganze Geld landet. Emily Bölk (18) gibt bei der EM in Schweden ihr Debüt bei einem großen Turnier.
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Mal wieder die Steuer erfolgreic­h umdribbelt? Mesut Özil (l.) und Cristiano Ronaldo harmoniert­en bei Real Madrid wohl nicht nur auf dem Platz.

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