Hamburger Morgenpost

Gourmet-Tempel ohne Fleisch

Eppendorf Das „Tassajara“überzeugt seit 40 Jahren nicht nur Vegetarier

- „Tassajara“, Eppendorfe­r Landstr. 4, 20249 Hamburg, Tel. 48 38 01, Mo-Sa 11.30-23 Uhr. www.tassajara.de

Es gibt ja Menschen, die wollen Fleisch. Immer. Doch so manchem dieser Veggie-Verächter hat ein Besuch im „Tassajara“in Eppendorf zu einem kulinarisc­hen Aha-Erlebnis verholfen. Hamburgs Genusstemp­el für fleischlos­e Küche feiert 40. Geburtstag. Zeit für einen Besuch.

Karamjit Singh-Witzorek muss ein mutiger Mann sein: 1976 ein rein vegetarisc­hes indisches Restaurant in Deutschlan­d zu eröffnen, das war riskant. Gemüsefreu­nde galten als Wunderling­e mit Wollsocken. Es war die Zeit von Kasseler und Schweinebr­aten – und SinghWitzo­rek, dieser kulinarisc­he Revoluzzer, eröffnete kühn den „Tassajara“-Vorläufer „Golden Temple“.

Heute locken Karamjit, seine Frau und sein Sohn mit edler euroasiati­scher Küche. Zum 40. gibt’s ein Catering mit der „Hamburger Tafel“: „Wir mussten damals auf die Offenheit der Deutschen gegenüber unseren Traditione­n zählen – heute wollen wir etwas von der Offenheit an die Menschen zurückgebe­n, denen weniger Toleranz im Alltag begegnet.“

Wir starten mit Rosenkohl in Senfsauce und gegrillten Austernpil­zen auf Rucola-Salat mit Pinienkern­en (11,90 Euro) und dem Antipasti-Teller (12,90). Beides exzellent. Besonders fein: die Senfsauce.

Beim Blick auf die Bio-Weine erfährt der Gast, dass Wein nicht vegan sein muss. Trübstoffe werden mit Gelatine oder Hühnereiwe­iß herausgekl­ärt. Wir wählen einen veganen Weißburgun­der (5,90 Euro, 0,2l) vom Weingut Georg Siben Erben in der Pfalz. Frisch und knackig.

Weiter geht’s: Mangoldröl­lchen gefüllt mit Pfifferlin­gen und Schwarzem Trüffel auf Süßkartoff­elpüree mit Honigseita­n und Rote-BeteApfel-Salat (21,90). Der Mangold übertüncht leider den Trüffelges­chmack. Das Püree, mit Meerrettic­h verfeinert, macht das wieder wett. Seitan, aus Weizeneiwe­iß (Gluten) hergestell­t, gilt übrigens als bester Fleischers­atz.

Auch meine Begleitung ist begeistert: Kürbis in Mandelkrus­te auf Salbeisauc­e, dazu frischer Blattspina­t, gebackene Kartoffeln und Salat (18,90 Euro). Der Kürbis sehr zurückhalt­end gewürzt, aber ansonsten tadellos.

Eigentlich sind wir satt. Aber die Crêpes mit Apfel-MarzipanFü­llung, Ingwer-Eis und CarobSauce (Kakaoersat­z) sind so verlockend (7,90). Wir werden nicht enttäuscht, auch wenn das Ingwer-Eis kaum nach Ingwer schmeckt.

Fazit: Auch nach 40 Jahren ist das „Tassajara“eine der wenigen Top-Veggie-Adressen in der Stadt. Ein Geheimtipp ist es längst nicht mehr. Selbst an einem frühen Montagaben­d empfiehlt sich eine Reservieru­ng in dem kleinen Restaurant.

„Mangoldröl­lchen gefüllt mit Pfifferlin­gen und Schwarzem Trüffel“

 ??  ?? Veggie-Experten: Karamjit Singh-Witzorek und sein Sohn Kevin Singh-Witzorek
Veggie-Experten: Karamjit Singh-Witzorek und sein Sohn Kevin Singh-Witzorek

Newspapers in German

Newspapers from Germany