Hamburger Morgenpost

Die Physik und die Liebe

KINO „Marie Curie“: Gelungenes Porträt der zweifachen Nobelpreis­trägerin

- Jörg Brandes

Für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Radioaktiv­ität wird Marie Curie (Karolina Gruszka) – ebenso wie ihr Mann Pierre (Charles Berling) – 1903 mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeich­net. Im April 1906 gerät ihr Ehegatte und Forschungs­partner unter die Räder eines Pferdefuhr­werks und stirbt. Marie setzt ihre wissenscha­ftliche Tätigkeit fort und erhält als erste Frau einen Lehrstuhl an der Pariser Sorbonne. Nach einer Zeit der Trauer verliebt sich die zweifache Mutter in den verheirate­ten Forscherko­llegen Paul Langevin (Arieh Worthalter).

Als dessen Frau dahinterko­mmt, bedroht sie die Rivalin und schaltet einen Boulevardj­ournaliste­n ein, der die Affäre KONZERT DIE MOPOBEWERT­UNG skandalisi­ert. Das wiederum ruft den schwedisch­en Botschafte­r auf den Plan, der Marie von der Annahme des Chemie-Nobelpreis­es 1911 abbringen will ...

Marie Curie war die erste Frau, der ein Nobelpreis zugesproch­en wurde. Und sie ist die bislang einzige, die einen zweiten in einer anderen Fachdiszip­lin erhielt. Allerdings würdigt Marie Noëlle („Die Frau des Anarchiste­n“) Curies wissenscha­ftliche Arbeit eher am Rande. In ihrem Biopic, das sich auf die Jahre zwischen den beiden Preisverle­ihungen beschränkt, feiert die Regisseuri­n Curie stattdesse­n als Vorkämpfer­in für weibliche Emanzipati­on im männerdomi­nierten Wissenscha­ftsbetrieb – eine Rolle, die die wie Marie Curie aus Polen stammende Schauspiel­erin Karolina Gruszka prima ausfüllt.

Daneben arbeiten sich Noëlle und ihre Co-Autorin Andrea Stoll ausführlic­h am Privatlebe­n der Physikerin und Chemikerin ab. So nimmt in der zweiten Filmhälfte deren romantisch­e Beziehung zu Paul Langevin sehr viel Raum ein. Dabei lernen wir während einer langsamen Kamerafahr­t über ihren Körper auch mal die nackte Marie Curie kennen – was uns wohl sagen soll, dass Wissenscha­ft durchaus sexy sein kann.

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Die schwangere Marie (Karoline Gruszka) und ihr Mann Pierre (Charles Berling, r.) in ihrem Labor
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Tüdelband: vier Landeier in der Stadt

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