Todesangst beim Filmdreh
Was die 27-Jährige alles in Afghanistan erlebte:
Mutig, naiv oder lebensmüde? Alexa Benkert (27), die mit der Nickelodeon-Serie „Das Haus Anubis“zum Star der Kids wurde, flog für einen Film ins Krisengebiet nach Kabul – der heftigste Dreh ihres Lebens, Lebensgefahr inklusive!
„Lady with the purple shoes“zeigt das Schicksal einer jungen Mutter mit Alexa in der Hauptrolle. Die Filmfigur lässt sich von ihrem doppelt so alten Ehemann scheiden, erzieht das Kind alleine und prostituiert sich. Brisanter Stoff im islamistischen Afghanistan, in dem die Taliban nach wie vor mit brutaler Gewalt wüten. Alexa Benkert: „Die Story spielt vor 40 Jahren und soll zeigen, dass die Gesellschaft in Afghanistan früher viel toleranter war.“
Die Schauspielerin aus Altona war die einzige Europäerin am Set! „Der Kontakt zu Regisseur Sayed Jalal
RohaniI, der in Kabul lebt, kam über eine Bekannte. Das Drehbuch hat mir so gefallen, dass ich dachte: Auf dieses Abenteuer muss ich mich einlassen! Schließlich sieht man nur in den Nachrichten, wie es in Afghanistan ist, jetzt hatte ich die Chance, mir selbst ein Bild zu machen.“
Klingt blauäugig. Alexa: „Ich dachte, ich hätte vorgesorgt. Mit Freunden sprach ich durch, wann ich wo bin, und dass ich mich alle paar Stunden melde.“Und wenn nicht? „Dafür gab es Kontaktnummern, Leute vor Ort, die versucht hätten, mir zu helfen.“
Nur drei Menschen wussten in Kabul, wann sie landet, weil die Entführungsgefahr für Ausländer extrem hoch ist. Um nicht aufzufallen, hatte
die Schauspielerin sich in weite Kleider gehüllt. „Natürlich trug ich ein Kopftuch und ließ mich zudem Marian nennen, weil Alexa zu landesuntypisch ist.“Gedreht wurde heimlich. Mal in Wohnungen, mal außerhalb der Stadt. Bei manchen Szenen durften lediglich Kameramann, Beleuchter und Regisseur im Raum sein, zum Beispiel bei der Dusch-Sequenz, bei der Alexa ihre nackten Schultern zeigt – ein Skandal für afghanische Verhältnisse. „Wären wir mit dem Film aufgeflogen, wäre es wohl sehr kritisch geworden“, sagt sie.
Eine Gefahr, die sie ebenfalls unterschätzte: die Schusswechsel und Bombenattentate. „Wir mussten manchmal fluchtartig den Ort verlassen. In den 15 Tagen, die ich da war, gab es zwölf Anschläge in unmittelbarer Nähe. Ich fühlte mich hilflos, ausgeliefert, hatte Todesangst.“
Alexa Benkert schlief im Gästezimmer des Regisseurs – ein weiterer Grund,
der sie in Gefahr brachte. Schließlich gilt es als sittenwidrig, wenn eine unverheiratete Frau bei einem Mann nächMoralwächter tigt. „Die waren überall. Als ich mit einem Crew-Mitarbeiter im Auto in eine Garage fahren wollte, wurde der Wagen gestoppt. Man hielt mich für eine Prostituierte.“
Was schockierte sie am meisten? „Wie zerstört alles ist. Auf der Straße sieht man viele Kriegsverwundete und bettelnde Kinder. Die Armut ist ebenso allgegenwärtig wie Waffen.“
Warum riskiert man für einen Film sein Leben? Alexa Benkert: „Es geht mir gar nicht mehr um den Film. Ich weiß nicht mal, wann und ob er ins Kino kommt. Ich weiß aber, dass ich in Kabul kreative, talentierte, einfach wunderbare Menschen kennengelernt habe, denen es viel bedeutet, dass ich mich getraut habe, hinzureisen, um mit ihnen zu arbeiten.“Am Set nannte man die Schauspielerin übrigens liebevoll „verrücktes Mädchen“...