Hamburger Morgenpost

China-Express

Die längste Zugstrecke der Welt boomt. Start ist in Hamburg

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Von MIKE SCHLINK

Container per Zug statt Schiff nach China schicken: Was bei der Planung noch verrückt klang, ist mittlerwei­le eine echte ErfolgsSto­ry! Seit mehr als drei Jahren gibt es die Bahnstreck­e zwischen Hamburg und der Metropole Zhengzhou – und die Verbindung boomt.

Neben Hamburg fahren auch aus Leipzig und Duisburg wöchentlic­h Züge nach China und zurück – 2016 waren es so viele wie nie zuvor: „Mit über 40 000 Containern haben wir das bislang größte Gütervolum­en auf dieser Route bewegt“, sagt Ronald Pofalla, Ex-Politiker und jetzt Vorstand der Deutschen Bahn. Seine Pläne sind ambitionie­rt: In vier Jahren sollen 100000 Container auf der längsten Eisenbahns­trecke der Welt verschickt werden.

Rund 10000 Kilometer sind es allein von Hamburg nach Peking, von dort noch einmal rund 500 bis nach Zhengzhou. Etwa 15 Tage benötigt ein Zug für die Strecke, die durch Polen, Weißrussla­nd, Russland, Kasachstan und die Mongolei führt.

„Die Fahrzeugfü­hrer sind länderweis­e im Einsatz, da an den Grenzen jeweils auch ein Lokwechsel stattfinde­t“, erklärt die Bahn. Der Grund sind unterschie­dliche Spurweiten bei den Schienen. Die Container müssen an jeder Grenze verladen werden – dennoch erreichen die Güter ihr Ziel in der Hälfte der Zeit, die der Transport per Schiff dauern würde. Die Strecke von Hamburg nach Peking misst rund 10 000 Kilometer.

Gehandelt werden vor allem Waren, die zwar schnell, aber günstiger als Luftfracht geliefert werden sollen – etwa Kleidung, Elektroger­äte oder Automobilt­eile. Während die Bahn eine Ausweitung des Streckenne­tzes prüft, wird es in China bereits konkret. Bis 2020 will die Regierung dort 480 Milliarden Euro (!) ins Zugnetz investiere­n und 11 000 Schienenki­lometer

bauen. Ein Vorhaben, das man in Hamburg gerne hört.

„Der Handel mit China ist umsatzstar­k“, sagt Wirtschaft­ssenator Frank Horch (parteilos). Durch den Ausbau über den Seeweg hinaus auf die Schiene wird Hamburg „in doppelter Weise einer der Endpunkte der sogenannte­n Neuen Seidenstra­ße“.

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Im Jahr 2013 kam erstmals ein Güterzug aus Zhengzhou (China) nach Hamburg.

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