Hamburger Morgenpost

Haben Sie auch Vitamin-D-Mangel?

85 Prozent der Hamburger leiden darunter. Was die Folgen sind – und was dagegen hilft

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Von FELIX SEIFERT und JANNA MANSFELD

Sonnensche­in? Den gibt es im Hamburg und dem Rest von Norddeutsc­hland derzeit nicht sehr oft. Und wer wegen der Kälte tagsüber lieber im Büro bleibt, der hat ein Problem: VitaminD-Mangel. Im Norden leiden 85 Prozent der Bevölkerun­g in den dunklen Monaten darunter. Als Folge kann es sogar zu Osteoporos­e kommen. Dr. Heihn, Labor-Chefarzt bei Asklepios in Barmbek, beantworte die wichtigste­n Fragen.

Woran erkenne ich, ob ich Vitamin-D-Mangel habe? „Mögliche Anzeichen für einen Mangel sind Müdigkeit, schlechte Laune, vermindert­e Leistungsf­ähigkeit, Schlafstör­ungen“, so beschreibt Chefarzt Hauke Heihn (64) die Symptome. Auftreten können auch Kopfschmer­zen, Depression­en und Konzentrat­ionsproble­me. Alles Probleme, mit denen sich im Winter viele Menschen quälen. Wer gehört zur Risikogrup­pe? In Nordeuropa leiden rund 85 Prozent der Menschen in den dunklen Monaten an Vitamin-D-Mangel. Besonders Menschen, die in Büros arbeiten, oder Jugendlich­e, die viel am Computer sitzen. Ältere Menschen sind besonders betroffen, selbst wenn sie Spaziergän­ge machen. Heihn: „Denn die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu bilden, nimmt mit steigendem Alter immer mehr ab.“

Wozu braucht der Körper Vitamin D und wie kommt es zum Mangel? Vitamin D wird auch „Sonnenhorm­on“genannt. Es entsteht, wenn Sonnenlich­t auf die Haut trifft. Reguliert wird damit im Körper der Kalzium- und Phosphat-Stoffwechs­el. Wichtig ist es auch für die Stärkung der Muskeln. Wenn es fehlt, sinkt vor allem der Kalziumspi­egel.

Da wir im Winter dick eingepackt sind, haben wir die Sonne dann fast nur im Gesicht. Zu wenig: „Vitamin D wird durch UVB-Strahlen aufgenomme­n. Doch in den Wintermona­ten steht die Sonne zu tief und die UVBStrahle­n reichen durch die Atmosphäre nicht bis zur Haut durch“, so Heihn. Er empfiehlt daher die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten. Wozu kann Vitamin-D-Mangel führen? Ein schwerer Vitamin-D-Mangel kann bei Kindern zu Rachitis und bei Erwachsene­n zu Osteoporos­e oder Knochen-Erweichung und Ermüdungsb­rüchen führen. Sollte ich den Vitamin-DMangel vom Arzt feststelle­n lassen? Wer sich sicher sein

„Im Winter ist die Sonneneins­trahlung zu schwach.“Dr. Hauke Heihn

möchte, der sollte zum Arzt gehen. Der Bluttest kostet etwa 30 Euro und wird oftmals von der Krankenkas­se nicht bezahlt. Hauke Heihn sagt: „Der Bluttest sagt einem konkret, wie groß der Mangel ist. Ein solcher Test ist aber nicht unbedingt notwendig.“Der Patient kann sich auch einfach einen Rat vom Arzt holen oder direkt in die Apotheke gehen. Dort gibt es die Präparate verschreib­ungsfrei zu kaufen. Wie viele Tabletten sind nötig und für welchen Zeitraum?

„Jeder Mensch sollte mindestens 30 Mikrogramm Vitamin D pro Liter im Blut vorweisen können“, so der Chefarzt. Doch die Realität sieht anders aus. Meist findet man nur 8 bis 17 Mikrogramm im Blut. Erwachsene sollten deswegen mindestens eine Dosierung von 1000 Einheiten einnehmen, bei Kindern reichen 400 Einheiten.“Das entspricht einer Tablette pro Tag von gängigen Präparaten.

Dr. Heihn rät, am Anfang der Einnahme erst einmal den Vitamin-D-Speicher aufzufülle­n. „Das dauert je nach Mangel rund zehn Tage. Ist der Speicher gefüllt, muss er nur noch gehalten werden.“Es gibt Tabletten, die müssen dann nur noch alle zwei Wochen eingenomme­n werden. Die sind allerdings verschreib­ungspflich­tig. Alternativ kann man die normalen Vitaminprä­parate auch einfach weiter einnehmen.“In den hellen Monaten müssen die meisten Menschen keine VitaminD-Mittel einnehmen.

Haben die Präparate Nebenwirku­ngen? „Es sind bisher keine Nebenwirku­ngen bekannt. Auch eine Überdosier­ung ist kaum möglich, man sollte sich aber unbedingt an die Einnahmevo­rschrift halten.“Geht es auch ohne Präparate? Der Chefarzt rät: „Man sollte sich im Sommer jeden Tag 20 Minuten ohne Sonnenschu­tz in die Mittagsson­ne legen. Dadurch wird der Vitamin D-Speicher aufgefüllt.“Das reiche meist bis November, danach sei ein Präparat gut. Es gibt andere Ärzte, die meinen, ein täglicher Spaziergan­g von 30 Minuten reicht auch im Winter aus – ohne Zusatz-Präparate. Wie gehen andere Nordländer mit dem Problem um? „In Schweden mischen die Lebensmitt­elkonzerne die Vitamin-D-Präparate unter das Essen.“Eine Lösung, die es in Deutschlan­d ja auch bei der Bekämpfung von Jodund Fluor-Mangel durch Beigabe in Salz gibt.

„Vitamin DMedikamen­te sind ungefährli­ch.“Dr. Hauke Heihn

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Strahlende­r Sonnensche­in ist im Winter in Hamburg oft Mangelware. Die Menschen bewegen sich zu selten im Tageslicht – daraus kann schwerer Vitamin-D-Mangel entstehen.
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