Hamburger Morgenpost

May will EU-Ausstieg auf die harte Tour

Briten-Premier droht den Europäern

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London – Rein oder raus? So richtig entscheide­n konnte Theresa May sich in Sachen Brexit bisher nicht. Bis gestern – da gab’s endlich Klartext von der britischen Premiermin­isterin. Die ganz weit weg will von Brüssel. Und der EU droht.

Keine halben Sachen, keine Softie-Lösungen: Theresa May will den Brutalo-Brexit: Großbritan­nien soll raus aus dem gemeinsame­n Markt, übernimmt die alleinige Verantwort­ung über seine Grenzen, löst sich vom Europäisch­en Gerichtsho­f. Die konservati­ve Politikeri­n will keine Assoziatio­nsabkommen mit der EU, keine Kompromiss­e: „Das Vereinigte Königreich verlässt die Europäisch­e Union. Mein Job ist es, dabei für Großbritan­nien den

besten Deal zu bekommen.“

Doch genau das ist der Knackpunkt: Der beste Deal für die Briten könnte sehr schnell zum offenen Konflikt mit Rest-Europa führen. Denn Theresa May packte auch gleich die Folterinst­rumente aus: Handelszöl­le und vor allem „wettbewerb­sfähige Steuersätz­e“. Soll heißen: Was die Kanalinsel­n jetzt schon vormachen, könnte London durchspiel­en – und zur gigantisch­en Steueroase werden, gleich vor Europas Toren.

„Beste Freunde und Nachbarn“will man bleiben, so die Tory-Regierungs­chefin. Aber nur, solange Brüssel nett ist. Harte Strafmaßna­hmen der EU gegen das abtrünnige Mitglied seien „gefährlich­e Selbstverl­etzung für Europa und wir würden das nicht als Freundscha­ftstat auffassen“.

Viel hatte May seit ihrem Einzug in die Downing Street rumgedruck­st – mal sollte es ein harter Brexit werden, mal hoffte sie auf sanfte Wege in die Isolation. Doch damit machte sie sich keine Freunde – weder unter den rechten Hardlinern noch unter den entsetzten Europa-Fans in Wirtschaft und Politik, die das Brexit-Plebiszit vor allem als schweren Betriebsun­fall dieser uralten Demokratie sehen.

Das Britische Pfund, das schwer unter Druck war, stieg gestern schon vor der Rede – allein, weil endlich Klarheit in Aussicht war.

Doch May hatte noch einen ganz harten Brocken für Freund und Feind: Das Ergebnis der Verhandlun­gen mit der EU – der endgültige Brexit-Deal also – den wird sie Unter- und Oberhaus zur Abstimmung vorlegen. Und da hätten dann besonnene Volksvertr­eter noch mal die Chance, das ganze Szenario zu stoppen.

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Will den knallharte­n Ausstieg aus der EU: Regierungs­chefin Theresa May

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