Hamburger Morgenpost

„Gisdol wollte mich schon immer“

Für den Griechen war der HSV-Trainer der Hauptgrund für den Wechsel. Spiel gegen Wolfsburg kommt wohl noch zu früh

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Es gibt deutlich gemütliche­re Orte als den in Nebel getränkten Volkspark, noch dazu bei Minusgrade­n, morgens um zehn. Den anwesenden HSVFans war das am Dienstag ziemlich egal. Als Kyriakos Papadopoul­os den Platz betrat, hellten sich ihre Mienen auf – den mit dem Griechen keimt noch ein wenig mehr Hoffnung auf, dass der „Dino“auch in dieser Saison den Abstieg vermeiden wird.

Man kann sich gut vorstellen, dass mit ihm nicht immer gut Kirschen essen ist. Es gehört einiges dazu, Papadopoul­os zum Lachen zu bringen, der Typ strahlt etwas aus, was gegnerisch­en Angreifern nicht gefällt. „Papa ist bekannt dafür, dass er über die Physis kommt und durch die Wand geht“, beschreibt Sportchef Jens Todt die Vorzüge des neuen Abwehrmann­es. Durch die Wand also. Zur Not mit dem Kopf. Bis er bekommt, was er will. Papadopoul­os ist bereit für den HSV. Und hat Nachholbed­arf. Nur ein Mal durfte die ZweiMillio­nen-Leihgabe (davon 1,5 Millionen Euro Gehalt) in der Hinrunde für Leipzig ran. „Ich war deshalb immer sauer“, sagt der 24-Jährige in passablem Deutsch. „Aber es gab irgendwann keinen Grund für den Trainer, zu wechseln. Leipzig hat immer gewonnen. Deshalb bin ich nun in Hamburg.“

Hier wird er gebraucht. Und wertgeschä­tzt. „Papa“verrät: „Markus Gisdol wollte mich schon immer haben. Schon als er in Hoffenheim war und ich bei Schalke, wollte er mich. Aber das war schwer, ich wollte da nicht hin. Jetzt ist es anders – der HSV ist ein großer Verein.“Und Gisdol so etwas wie „Papas“ Ziehvater: „Er ist der Hauptgrund dafür, dass ich hier bin.“Aber um eines mal zügig zu klären: „Er ist mein Trainer, nicht mein bester Freund!“

Gisdol und Papadopoul­os – zwei, die sich enorm schätzen. Fragt sich nur, ob der Körper des Griechen mitspielt. In den vergangene­n vier Jahren war er fast 800 Tage lang verletzt. „Ich hatte viel Pech in meiner Karriere“, erzählt er. „Aber das gehört zum Fußball dazu. Nun bin ich fit.“Nach seiner Knie-OP im November brauche er noch „ein wenig Zeit, um bei 100 Prozent zu sein“. Aber das wird schon, so die Botschaft. Die Partie am Sonnabend in Wolfsburg könnte allerdings einen Tick zu früh kommen.

Freie Fahrt für Papadopoul­os, den Brecher, der vielseitig­er ist, als viele denken. „Er kann auch auf der Sechs spielen“, weiß Todt. Mehr noch: „Papa“wählte die Neun als Rückennumm­er, nicht ganz ohne Grund: „Früher in der Jugend war ich Stürmer, da hatte ich auch die Neun!“„Papa“hinten, in der Mitte – und vorn. So ist das, wenn man Nachholbed­arf hat. Auch deshalb mag er nicht an den Sommer denken. Geht’s dann zurück nach Leverkusen? Zieht Leipzig die Kaufoption? Was ist mit dem HSV? „Schaun wir mal“, sagt er, ohne mit der Wimper zu zucken. Ist eh nicht so sein Ding.

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