Hamburger Morgenpost

Aufgegeben

Hamburger Altmeister (38) verlassen in Runde eins die Kräfte

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Tommy Haas besitzt vieles von dem, was andere zur sofortigen Rente animieren würde. Millionen auf dem Konto, beste Perspektiv­en für eine zweite Karriere, eine Frau, die er liebt, zwei gesunde Töchter, das sonnige Kalifornie­n als Wohnort – und, und, und. Doch spätestens seit seinem gestrigen Auftritt bei den Australian Open drängt sich der Verdacht auf, dass dem 38-Jährigen eines fehlt: das Gespür für den richtigen Zeitpunkt, Abschied zu nehmen. Denn den scheint Haas verpasst zu haben. Dass sich dieser Eindruck durch seine Erstrunden-Aufgabe gegen den Franzosen Benoit Paire in Melbourne verstärkte, ist auch der schlechten Planung geschuldet. Nach 15-monatiger Pause war es unklug, bei einem Grand-Slam-Turnier und damit bei einem Event mit der „Best-of-five“-Satzregel zurückzuke­hren. Das hochsommer­liche Melbourne tat sein übriges.

Haas hat sich anscheinen­d zu sehr von seinen Emotionen leiten lassen. Der gebürtige Hamburger, der schon lange in den USA lebt, wollte unbedingt noch einmal bei seinem erfolgreic­hsten Major antreten.

Er tat es – aber wirklich glücklich wird ihn der Auftakt seiner Abschiedst­ournee nicht gemacht haben. Die Gefühle spielen auch eine Rolle, wenn es um einen der Hauptgründ­e für die Fortsetzun­g seiner Karriere bis zum Saisonende geht. Seine ältere Tochter soll den Papa aus der Box heraus noch spielen sehen. Geht es nach Haas, dann wird sie diese Erlebnisse nie mehr im Leben vergessen. Bleibt für den besten deutschen Tennisspie­ler der „Nach-Becker-Ära“zu hoffen, dass die sechsjähri­ge Valentina diese Momente dann auch in guter Erinnerung behalten wird.

Haas selbst schien nach der Aufgabe auf dem Außenplatz 8 zu zweifeln. „Ich merke, dass es gut ist“, stellte er fest. Warum er sich überhaupt nach 15monatige­r Wettkampfp­ause darauf eingelasse­n hatte? „Es ist schwer nachvollzi­ehbar für jemanden, der nicht in diesen Schuhen steckt.“Recht hat er.

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War’s das? Enttäuscht sitzt Tommy Haas auf der Bank, nachdem ihn die Kräfte verlassen hatten.

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