Hamburger Morgenpost

Chabos wissen, wer der Farhot ist

Der Hamburger ist Musiker des Jahres. Berühmt machte ihn ein Beat für Haftbefehl

- Von FREDERIKE ARNS

Wer Farhot (34) nicht kennt, hat ganz schön gepennt. Der Produzent, der sein Studio mitten auf St. Pauli hat, wurde von der Jury des Hamburger Musikpreis­es „Hans“zum Musiker des Jahres ernannt. Völlig zu Recht! Farhad Samadzada – so heißt der in Afghanista­n geborene Künstler bürgerlich – ist ein richtig guter ruhiger Typ, der im MOPOP-Interview sehr bescheiden erzählt, was er alles schon gemacht hat: „Meine erste Kohle machte ich mit einer Nneka-Platte. Zu der Zeit studierte ich noch Musikwisse­nschaft an der Uni Hamburg – das habe ich dann aber sehr schnell an den Nagel geBeats hängt, weil ich nur noch

machen wollte.“Auf die Produktion­en für die Soulkünstl­erin folgten viele weitere – unter anderen für die Fantastisc­hen Vier, Max Herre, Chefket oder zuletzt die „Jango EP“der Hamburger Rapperin Hayiti. Sein wohl bekanntest­er Beat ist der zu Haftbefehl­s Song „Chabos wissen, wer der Babo ist“. Es liegt natürlich in der Natur eines ProduRegle­r zenten, die eher im Hintergrun­d zu bedienen – aber über sein Alter Ego

Fuchy macht Farhot nun auch einen kleinen Schritt ins Rampenlich­t: „Fuchy ist eine lustige, größenwahn­sinnige Actionfigu­r, die nur 1,01 Meter groß und zwischen elf und 13 Jahren alt ist“, erzählt er. „Er ist ein bisschen eine Mischung aus dem Rapper

Lil Wayne und einem orientalis­chen Bart Simpson.“

Mit Goldzahn, Zahnlücke, Turban und Mercedes-Stern kommt Fuchy in den aufwendig animierten Videos daher. Er kämpft gegen Hitler, Gaddafi, Gandhi oder

Snoop Dogg oder gibt mit Quietschst­imme Radio-Interviews, bei denen er lässig die Füße auf dem Tisch hat.

Und seine Musik? Die klingt durchweg obskur, aber so atmosphäri­sch-anders, dass man nicht weghören kann. Im Video zum Song „Redesign Me“setzt sich Fuchy auch mit Leid, Krieg und Tod auseinande­r und nimmt so Bezug auf Farhots Lebensgesc­hichte. Seine Familie floh aus Afghanista­n nach Deutschlan­d, als er noch ein Baby war.

Von Fuchy – und natürlich von Farhot – wird man noch viel hören, dessen kann man sich sicher sein!

Fuchys EP „420“ist bei Farhots Label „Kabul Fire“erschienen, mehr aus seiner Welt unter www.facebook.com/kingfuchy

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Produzent Farhot (34) ist Hamburgs amtierende­r „Musiker des Jahres“. Dieser kleine Mann im Spiegel heißt Fuchy und ist Farhots Alter Ego. Fuchys erste EP heißt „420“.

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