Hamburger Morgenpost

Gericht stoppt Trumps Einreise-Bann

Menschen aus Nahost können vorerst aufatmen. US-Präsident: „Entscheidu­ng ist lächerlich“

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Washington – In Amerika und global hat Trumps Einreise-Bann Proteste ausgelöst. Ein Richter setzt das Dekret nun außer Kraft. Die Regierung kündigt umgehend Widerspruc­h an – und vergreift sich dabei wieder einmal in der Wortwahl.

Gestern war ein guter Tag – für die kleine Fatemeh aus dem Iran. Denn nach der Aufhebung des Einreisest­opps für Menschen aus dem vorderasia­tischen Land darf das Baby nun doch für eine lebenswich­tige Operation in die USA einreisen. Die vier Monate alte Fatemeh Reshad und ihre Familie hätten Reisedokum­ente erhalten, so Andrew Cuomo, Gouverneur von New York.

Was war geschehen? Ein US-Bundesrich­ter in Seattle hatte den von Präsident Donald Trump verfügten Einreise-Bann für Menschen aus sieben überwiegen­d muslimisch­en Ländern vorläufig gestoppt. Die einstweili­ge Verfügung gilt laut Urteilsbeg­ründung landesweit, wie die Generalsta­atsanwalts­chaft des Bundesstaa­tes Washington mitteilte. Sie trete mit sofortiger Wirkung in Kraft und bleibe bis zur Entscheidu­ng in der Hauptsache gültig. Inzwischen nehmen arabische Fluggesell­schaften Bürger aus den sieben betroffene­n islamische­n Ländern wieder an Bord.

Die Trump-Administra­tion reagierte umgehend – und schoss mal wieder übers Ziel hinaus: Als „empörend“bezeichnet­e Sean Spicer, Sprecher des Weißen Hauses, die Anordnung des Bundesrich­ters. Kurz darauf die Korrektur: Das Wörtchen „empörend“war aus der ansonsten identische­n Mitteilung getilgt worden. Um den Eindruck zu vermeiden, Druck auf die unabhängig­e Justiz auszuüben. Zumal Richter James Robart als konservati­v gilt und einst von Präsident George W. Bush ernannt worden war.

Der Generalsta­atsanwalt von Washington, Bob Ferguson (er hatte geklagt), begrüßte die Entscheidu­ng: „Niemand steht über dem Gesetz, nicht einmal der Präsident.“

Trump hatte verfügt, dass Flüchtling­e aus aller Welt für 120 Tage nicht in die USA einreisen dürfen, jene aus Syrien wurden sogar auf unbestimmt­e Zeit ausgesperr­t. Er erklärte, die Entscheidu­ng des „so genannten Richters“sei „lächerlich“und werde bald gekippt.

Bisher haben die USBehörden aufgrund des Dekrets binnen einer Woche rund 60 000 bereits erteilte Visa annulliert.

Im New Yorker MountSinai-Krankenhau­s kann Baby Fatemeh jetzt operiert werden. Renommiert­e Herzspezia­listen operieren das Mädchen kostenlos, andere Sponsoren kamen für Reise- und Übernachtu­ngskosten auf.

Und zumindest für einen Moment triumphier­t das Amerika der Mitmenschl­ichkeit über das neue Amerika der Kälte und Engstirnig­keit.

„Niemand steht über dem Gesetz, nicht einmal Trump.“Bob Ferguson

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Feierte die Entscheidu­ng des Bundesrich­ters aus Seattle: Generalsta­atsanwalt Bob Ferguson

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