Hamburger Morgenpost

Unerkannte Heldinnen

KINO „Hidden Figures“: Hommage an drei schwarze NASA-Mathematik­erinnen

- Jörg Brandes

Anfang der 60er Jahre liegen die Amerikaner beim Wettrennen um den ersten bemannten Flug ins All noch klar hinter den Sowjets zurück. Die haben 1957 mit dem Sputnik den ersten künstliche­n Satelliten am Himmel platziert und 1961 mit Juri Gagarin den ersten Menschen in die Erdumlaufb­ahn geschickt. Die US-Luft- und Raumfahrtb­ehörde NASA steht schwer unter Druck.

Auch in der Zweigstell­e in Langley, Virginia, wird hart daran gearbeitet, mit John Glenn (Glenn Powell) ebenfalls einen Astronaute­n die Erde umkreisen zu lassen. Entscheide­nd mit am Programm beteiligt sind auch drei schwarze Mathematik­erinnen: Dorothy Vaughan (Octavia Spencer), die als Leiterin einer Gruppe ebenfalls schwarzer Frauen komplexe Berechnung­en durchführt, Mary Jackson (Janelle Monáe), die Ideen zur Konstrukti­on des Hitzeschil­ds der Raumkapsel beisteuert, und Katherine KONZERT DIE MOPOBEWERT­UNG Johnson (Taraji P. Henson), die in der Special Task Force unter Al Harrison (Kevin Costner) an Glenns Flugbahn tüftelt.

Theodore Melfi („St. Vincent“) würdigt in seinem oscarnomin­ierten Film gebührend die Leistungen der drei Rechenküns­tlerinnen, von denen die 1918 geborene Katherine Johnson heute noch lebt. Aber er zeigt sie nicht nur als Wissenscha­ftlerinnen, die sich um das US-Raumfahrtp­rogramm große Verdienste erworben haben, sondern vor allem als schwarze Frauen, die mit männlichen Vorbehalte­n und den Auswirkung­en der Rassendisk­riminierun­g zu kämpfen haben.

So wird etwa Dorothy der offizielle Posten einer Abteilungs­leiterin lange verwehrt. Katherine wiederum muss, wenn ein menschlich­es Bedürfnis sie überkommt, bei Wind und Wetter quer über den Campus laufen, um die Toiletten für Schwarze aufzusuche­n. Manches mag etwas plakativ wirken, und auch Katherines romantisch­e Hintergrun­dgeschicht­e erscheint eher pflichtsch­uldig eingefügt denn unbedingt nötig. Doch das sind Petitessen.

Im Großen und Ganzen ist Melfi mit einfachen dramaturgi­schen Mitteln und seinen drei famosen Hauptdarst­ellerinnen, die sehr überzeugen­d sehr selbstbewu­sste und sehr kompetente Frauen verkörpern, ein überaus inspiriere­nder Film gelungen. Neben Taraji P. Henson („Hustle & Flow“), Octavia Spencer („The Help“) und Soulsänger­in Janelle Monáe in ihrem Kinodebüt gefällt vor allem Kevin Costner als (fiktiver) Al Harrison, dem es stets um die Sache geht – und dem Geschlecht und Hautfarbe seiner Mitarbeite­r herzlich egal sind.

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Rechenküns­tlerinnen: Mary ( Janelle Monáe), Katherine (Taraji P. Henson) und Dorothy (Octavia Spencer, v. l.)
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Gute-Laune-Bringer: Gizmo Varillas

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