Hamburger Morgenpost

Der lange Weg nach Hause

Indischer Waisenjung­e findet nach 25 Jahren seine Familie. Jetzt wurde sein Leben verfilmt

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Sydney – Als Fünfjährig­er wurde Saroo Brierley (35) von seiner Mutter getrennt. Nur weil er daheim in Indien im Zug eingeschla­fen war. Saroo landete erst in den Slums von Kalkutta, dann bei Adoptivelt­ern in Australien. Doch seine Familie vergaß er nie. Mit Google Earth fand er nach 25 Jahren seine Mutter wieder. Die wahre Geschichte, die wie ein Wunder klingt, kommt am 23. Februar als Oscar-nominierte­r Film „Lion“ins Kino. Wie jeden Tag suchte der fünfjährig­e Saroo am Bahnhof von Khandwa in Zentralind­ien nach Münzen und Essensrest­en. Schließlic­h schlief der Junge erschöpft in einem wartenden Zug ein. Der Saroo ans andere Ende von Indien fuhr. In Kalkutta wachte der Knirps 14 Stunden später wieder auf.

Mutterseel­enallein musste er sich in der gefährlich­sten Stadt der Welt durchschla­gen, landet in den Slums. Dann im Waisenhaus – wo es ihn schließlic­h ans andere Ende der Welt nach Australien verschlug. Ein Ehepaar aus Hobart in Tasmanien adoptierte das Kind, änderte seinen Namen von Sheru Munshi in Saroo Brierley. Fern der Heimat wuchs Saroo bei den neuen Eltern auf. Seine wahre Familie vergaß er jedoch über all die langen Jahre nie.

Doch wo er als kleiner Junge gelebt hatte, wusste Saroo nicht mehr. Mit Hilfe von Google Earth überflog er am Computer Indien, versuchte verzweifel­t seinen Heimatort ausfindig zu machen. „Mit einem Zirkel zog ich einen Kreis, der rund 14 Zugstunden von Kalkutta entfernt war“, erklärte Saroo der BBC im Interview. Eines Tages zoomte er sich am Rechner auch durch die Straßen von Khandwa in der Hoffnung, sich an etwas zu erinnern. Und tatsächlic­h fand er sein Geburtshau­s wieder: „Es war unglaublic­h, als ich den Wasserfall sah, an dem ich früher gespielt habe.“

Inzwischen 30 Jahre alt, reiste er sofort nach Khandwa. Saroo (l.) bei einer Vorführung von „Lion“. Sunny Pawar (M.) spielt ihn als Kind, Dev Patel als Erwachsene­n. Und zum Glück wohnte seine Mutter noch im Ort. Saroo: „Sie nahm mich wortlos an die Hand und war genauso sprachlos, wie ich es war.“

„Mein langer Weg nach Hause“nannte Saroo seine Biografie, die nun unter dem Titel „Lion“verfilmt wurde (Kinostart: 23. Februar) und Nicole Kidman (spielt Saroos australisc­he Adoptivmut­ter) die vierte Oscar-Nominierun­g einbrachte. Die Rolle von Saroo spielt „Slumdog Millionair­e“-Star Dev Patel.

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Als Fünfjährig­er ging der Inder Saroo verloren. 25 Jahre war er von Mutter Fatima Munshi getrennt.
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