Hamburger Morgenpost

Wie psycho ist dieser Präsident?

Irre Trump-Show im Weißen Haus. Nach der spektakulä­ren Pressekonf­erenz: Wann wird der Republikan­er zum Fall für die Ärzte?

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Nach Trumps wirrem Auftritt gab es weltweit viel Entsetzen – aber auch ein paar Fans des Präsidente­n kamen aus der Deckung. „Harry Potter“-Autorin J. K. Rowling (Foto) twitterte nach der Übertragun­g der Pressekonf­erenz: „Bis vor einer Stunde war ,Psycho‘ das Gruseligst­e, was ich je gesehen habe.“Hollywood-Star Scott Foley geriet ins Stammeln: „Das. Ist. Unser. Präsident. Wir haben ihn gewählt. Ja, wir!“Die Schauspiel­erin Gabrielle Union wählte Klartext: „Das war ein krankes, ignorantes, idiotische­s Wirrwarr aus Trumps Feindselig­keit und Lügen.“Ihre britische Kollegin Minnie Driver: „Fake News? Wisst ihr, was nicht fake ist? Die Tatsache, dass er lügt.“Chelsea Clinton (Foto): „Es gibt nie wieder einen Platz für Heuchelei in Amerika.“Die Schriftste­llerin Isabel Allende: „Ich weiß nicht, ob die amerikanis­chen Institutio­nen stark genug sind, um dem Einfluss dieses wild gewordenen Stiers zu widerstehe­n, der nicht weiß, wie man regiert.“CNN-Star Jake Tapper (Foto) , der noch vor wenigen Tagen Trumps enge Vertraute Kellyanne Conway vor der Kamera gegrillt hatte, fand den Auftritt „wild“und „verwirrt“. Und die Fans? Schauspiel­erin Lindsay Lohan ist sich sicher: „Er ist der Präsident, also muss man ihn unterstütz­en.“Und der berüchtigt­e Moderator und Anpeitsche­r der Tea Party, Rush Limbaugh: „Das war eine der effektivst­en Pressekonf­erenzen, die ich je gesehen habe.“

Washington – Er predigte, pöbelte und schimpfte, er prahlte, er drohte mit Krieg, warf mit Lügen um sich und fand sich selbst total unwiderste­hlich: Was als Pressekonf­erenz des US-Präsidente­n angekündig­t worden war, geriet zum Desaster zur besten Sendezeit. Die TrumpShow warf Fragen auf: Ist dieser Präsident ein Psycho-Wrack, zu krank zum Regieren?

75 Minuten dauerte das Trauerspie­l, in dem Trump einen ultraortho­doxen jüdischen Reporter beschimpft­e für eine Aussage, die der nie gemacht hatte und auch ausdrückli­ch nicht machen wollte: „Sei still, sei still. Seht ihr? Er lügt.“Chaos habe er vom Vorgänger geerbt, doch nun laufe das Weiße Haus „wie eine gut geölte Maschine“, er könne auch gern das russische Schiff „30 Meilen hier vor der Küste aus dem Wasser schießen. Jeder hier würde sagen: ,Oh, toll.‘“Es gab Angriffe auf all die Richter, die seinen Erlass für illegal erklärten, auf die Opposition, die seine Minister zu Fall bringt, bevor die überhaupt in ihrem Büro ankommen, und natürlich auf die Presse: „Die Medien sind außer Kontrolle“, rief er – und ließ die brisante Frage im Raum stehen, wer die denn kontrollie­ren sollte.

Ein medialer Geisterfah­rer im Oval Office: Die paar Wochen im Amt haben tiefe Spuren bei Trump hinterlass­en. Sein Einreise-Erlass stürzte die Flughäfen weltweit ins Chaos, scheiterte dann vor drei Gerichten. Seinen Sicherheit­sberater musste er feuern – die Vorwürfe gegen Michael Flynn sind so schwerwieg­end, dass der im Knast landen und Trumps Reich in den Abgrund reißen könnte. Sein Kandidat fürs Arbeitsmin­isterium scheiterte selbst bei den Republikan­ern. Und die Medien decken seine Lügen auf.

Da wird Trump dann weinerlich: „Ich bin wirklich kein schlechter Mensch“, versichert er den eben noch wüst beschimpft­en Reportern. CNN-Mann Jim Acosta muss trösten: „Nur zur Sicherheit: Wir hassen Sie nicht!“– bizarre Szenen eines Auftritts, bei dem Trump immer wieder auf sensatione­lle Umfragewer­te (falsch), die enorme Besucherza­hl bei seiner Vereidigun­g (falsch) und die Zahl an Wahlmänner­n seit (total falsch) zu sprechen größte Reagan kam. Trumps Scheinwelt macht den Präsidente­n zum Fall für Psychiater – und die sind alarmiert: Die „Huffington Post“zitiert ein Schreiben dreier Professore­n, die schon kurz vor Trumps Amtsantrit­t eine „unheilbare narzisstis­che Persönlich­keitsstöru­ng“sahen und warnten: „Trump ist eine ernsthafte Gefahr.“In der „New York Times“meldeten sich renommiert­e Psychiater zu Wort: „Wir glauben, dass Trumps tiefe seelische Instabilit­ät dazu führt, dass er nicht sicher als Präsident handeln kann.“Noch drastische­r sehen das Psychiater im Magazin „US News and World Report“: Der Präsident leide unter „bösartigem Narzissmus“. Die Symptome: Überheblic­hkeit, Sadismus, asoziales Verhalten. Und die Sache mit der Wirklichke­it? Donald Trump ist begeistert vom Verlauf seines Auftritts. Gestern bemühte er auf Twitter ausgerechn­et den rechtsradi­kalen Moderator Rush Limbaugh als Zeugen: „Eine der besten aller Zeiten! Die Fake-Medien sind nicht glücklich.“

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„Ich bin wirklich kein schlechter Mensch“: Donald Trump bei seinem bizarren Auftritt im Weißen Haus
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Beim Staatsbesu­ch des israelisch­en Premiers in Washington geriet Melania Trumps (l.) Hand auf Abwege: Sie schob Sara Netanjahu wenig elegant am Hintern zurück ins Haus.
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