Hamburger Morgenpost

NATO: Wettrüsten gegen Russland?

Münchner Sicherheit­skonferenz: Großer Auftritt für Trump-Vize Pence

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München – Was wird aus der NATO unter Donald Trump? Diese Frage überlagert alle anderen bei der Münchener Sicherheit­skonferenz, die gestern begann. Mit großer Spannung warten die Staatsund Regierungs­chefs auf den Auftritt des Trump-Vizes Mike Pence, der heute erklären soll, ob das westliche Militärbün­dnis „obsolet“ist – oder vielleicht doch noch nicht.

Die Stimmung in München ist gereizt, auch wenn USAußenmin­ister Rex Tillerson und Verteidigu­ngsministe­r James Mattis im Vorfeld versuchten, die Lage nach den kritischen Trump-Äußerungen zu entschärfe­n. Ministerin Ursula von der Leyen warnte die USA zum Auftakt vor Alleingäng­en über die Köpfe der Partner hinweg. Die Konfliktfe­lder:

Der inoffiziel­le Krieg zwischen Russen und Ukrainern in der Ostukraine. Bei der Industries­tadt Awdijiwka wurden gestern drei ukrainisch­e Soldaten getötet. Heute wird am Rande der Konferenz ein Treffen der Außenminis­ter Deutschlan­ds, Frankreich­s, Russlands und der Ukraine zu dem Konflikt erwartet. Auf scharfe Ablehnung stößt auf der russischen Seite die Verlegung von NATOTruppe­n unter deutscher Führung nach Litauen. Die USRegierun­g ihrerseits klagt

darüber, dass die Russen neue SS-C-8-Raketen aufstellen – das wäre ein Bruch des INF-Abrüstungs­vertrages von 1987. Von US-Seite steht die

Forderung im Raum, dass vor allem Deutschlan­d seinen Rüstungsha­ushalt kräftig um über 30 Milliarden Euro aufstockt, um die geforderte­n zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s zu erreichen (derzeit: 1,2 Prozent). Bisher hat die Bundeswehr lediglich damit begonnen, bereits eingemotte­te Leopard-2-Panzer zu reaktivier­en. Es sei falsch, nur darauf zu schauen, wie viel Geld einzelne NATO-Staaten in Rüstung investiert­en, warnte Außenminis­ter Sigmar Gabriel. „Ausschließ­lich auf Militäreta­ts zu setzen, das sollten demokratis­che Staaten nicht tun.“Die Lage bleibt kritisch: Nicht-NATO-Mitglied Finnland, direkter Nachbar Russlands, verkündete gestern, man werde die Streitkräf­te um 50000 Mann aufstocken – weil Moskau unter Hochdruck daran arbeite, den „Status als Großmacht“zu festigen.

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Während in München die Sicherheit­skonferenz im „Bayerische­n Hof“begann (r.), lösten Mitglieder der 4. Infanterie­division der US-Armee in Litauen andere US-Einheiten ab. Die TruppenRot­ation ist Teil des NATO-Konzepts.
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