Schulz-Klatsche für Grüne
Landeschefin Gallina ist sicher: SPD-Überflieger gräbt Partei Stimmen ab
Von RENATE PINZKE
Für die Grünen ist es ein Wechselbad der Gefühle: Während die Mitgliederzahlen wachsen, stürzt die Partei in Umfragen auf nur noch sieben Prozent. „Wir bekommen den Schulz-Effekt zu spüren“, meint die Hamburger Landeschefin Anna Gallina.
Die Zahlen sind alarmierend: Im vergangenen Sommer lagen die Grünen bundesweit stabil bei etwa 15 Prozent. Nach der neuesten „Stern-RTL-Wahltrend“Umfrage hat sich der Wert inzwischen aber halbiert und stürzt damit in den einstelligen Bereich. Der Schuldige scheint ausgemacht: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, der bei den Wählern auf große Zustimmung stößt. Für Gallina ist klar: „Ihm ist der Überraschungseffekt gelungen und darauf springen viele Menschen an.“Auch potenzielle Wähler der Grünen.
Aus dem Umfragetief will sich die Partei kämpfen, indem sie ihre Bedeutung für den Wahlkampf deutlich macht: „Wir stehen für die offene Gesellschaft wie keine andere Partei“, sagt Gallina. Sie sei zuversichtlich, dass sich die Zustimmung in den kommenden Wochen wieder erhöhen werde.
Gallina verweist dabei auf die deutlich steigenden Mitgliederzahlen, die im krassen Gegensatz zu den Umfragewerten stehen. Allein der Hamburger Landesverband konnte innerhalb eines Jahres eine Steigerung um 3,71 Prozent auf aktuell 1621 Mitglieder verzeichnen. Bundesweit ist der Trend noch deutlicher: Zwischen Ende 2015 und Ende 2016 steigerte sich die Mitgliederzahl um 2178 auf insgesamt 61 596 und lässt die Bundespartei über einen neuen Mitgliederrekord jubeln.
Für Gallina hängt der steigende Zulauf auch mit der Wahl des US-Präsidenten Donald Trump zusammen: „Da sind viele zu uns gekommen, weil sie sich engagieren wollen.“Acht Monate vor der Bundestagswahl müssen die Grünen nun trotzdem gegen die Krisenstimmung ankämpfen, die sich in der Partei zunehmend breitmacht. Anna Gallina, Landeschefin der Grünen in Hamburg, freut sich über viele neue Mitglieder und ist enttäuscht über die Umfragewerte.