Hamburger Morgenpost

Zwei Herren und ein Hotel

Interview Die Musiker Chilly Gonzales und Jarvis Cocker über ihr gemeinsame­s Projekt – und Gleitgel unterm Bett

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Wenn Britpop-Ikone Jarvis Cocker (53, Pulp) und der kanadische Piano-Entertaine­r Chilly Gonzales (44) gemeinsame Sache machen, ist das ein musikalisc­hes Gipfeltref­fen. Im Januar 2016 brachten die Beiden erstmals ihren Songzyklus über das Zimmer 29 im Hotel Château Marmont in Los Angeles auf die Kampnagel-Bühne. Mittlerwei­le ist das Album fertig. Die MOPO traf das kongeniale Paar zum Interview.

MOPO: Meine Herren, war es Liebe auf den ersten Blick zwischen Ihnen? Jarvis Cocker: Muss ich ihn jetzt küssen? (lacht) Wir waren beide Bewunderer der Arbeit des anderen. Das erste Mal über den Weg gelaufen sind wir uns 2002 beim Primavera-Festival in Barcelona.

Chilly Gonzales: Ich fragte Jarvis: „Wie komme ich auf die Bühne?“Er antwortete trocken: „Du setzt einen Fuß vor den anderen.“Da dachte ich: Der Typ hat einen klugen und zugleich albernen Humor, und er kann mit Sprache jonglieren. Genau mein Ding. Aber Jarvis zierte sich anfangs etwas. Wie das? Gonzales: Als Brite übt er sich gern mal in vornehmer Zurückhalt­ung, was das Socializen angeht. Erst als wir herausfand­en, dass wir beide in Paris wohnen, trafen wir uns öfter. Es ist nicht einfach, in Paris Freunde zu finden. Ich schrieb den Song „Francophob­ia“, für den Jarvis die Musik machte.

Cocker: Ich habe dann sogar Gonzales’ Wohnung übernommen, als er nach Köln umsiedelte. Als ich einzog, fand ich eine Halskette, an der ein paar Zähne hingen. Jedenfalls war das auch der Start von „Room 29“. Denn

Das gemeinsame Album: „Room 29“(Universal, ab 17. März)

bei dem Album geht es ja auch um die Spuren, die andere Leute in einem Raum hinterlass­en haben. So, dass du anfängst darüber nachzudenk­en, was dort geschah, bevor du eingezogen bist.. Im Hotel „Château Marmont“in Hollywood, in dem sich der „Room 29“befindet, sind skandalträ­chtige Dinge passiert. Doch Sie fokussiere­n sich eher auf die leiseren Momente. Cocker: Das stimmt. Als wir erstmals erwähnten, dass wir Songs darüber schreiben, fragten Leute: „Ist das der Raum, in dem John Belushi starb? Oder in dem Led Zeppelin Motorrad fuhren?“Bei uns geht es um die Anfänge des Hotels, das mit Hollywood gewachsen ist. Hollywood hat die Träume und Ambitionen der ganzen Welt beeinfluss­t. Meine eigenen miteingesc­hlossen. Das fand ich fasziniere­nd.

Gonzales: Wir wollen ja nicht nur lustige Geschichte­n aneinander­reihen. Wir benutzen die Geschichte um Hollywood-Schauspiel­erin Jean Harlow und ihren Gatten nur als Metapher, um tiefgründi­gere Themen aufzugreif­en. Können Sie noch entspannen in Hotelzimme­rn? Cocker: Als wir letztes Jahr in Hamburg waren, habe ich in meinem Hotelzimme­r Gleitcreme unter meinem Bett gefunden. Natürlich hat mir das viele konkrete Bilder in den Kopf gepflanzt, was in dem Bett vor meinem Eintreffen passiert ist. Das Einschlafe­n hat etwas gedauert. Gonzales: Das ist hardcore! (lacht) Das Interview führte KATJA SCHWEMMERS

➤ Kampnagel: 17.-19.3., 20 Uhr, Jarrestraß­e 20, ausverkauf­t (Ein Restkarten-Kontingent wird am Dienstag, 21.2., exklusiv für Kampnagel-Newsletter­Abonnenten in den Verkauf gehen. Infos unter www.kampnagel.de)

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Jazz und Pop verstehen sich gut: Chilly Gonzales (l.) und Jarvis Cocker bei der Arbeit
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