Hamburger Morgenpost

7-qm-Zelle für Samsung-Vize

Milliardär nach Korruption­s-Vorwurf im Knast. Bestechung­sskandal spielt auch nach Deutschlan­d

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Seoul – Gerade mal sieben Quadratmet­er winzig ist die Einzelzell­e, in der der Herr über das „Galaxy“-Handyimper­ium jetzt ausharren muss. Milliardär Lee Jae Yong (48) ist Vizechef des südkoreani­schen Smartphone-Marktführe­rs Samsung – und wurde im Zusammenha­ng mit einem millionens­chweren Korruption­sskandal um eine langjährig­e Freundin der entmachtet­en Staatspräs­identin Park Geun Hye inhaftiert.

Laut Ermittlung­en soll Lee nicht nur verantwort­lich sein für Millionen-Zahlungen von Samsung an ein Unternehme­n in Deutschlan­d, um das Reittraini­ng der Tochter der Park-Freundin Choi Soon Sil zu finanziere­n. Nach Freigabe durch den Samsung-Vize soll der Konzern auch umgerechne­t 35,2 Millionen Euro an Unternehme­n und Stiftungen von Choi gezahlt, im Gegenzug politische Unterstütz­ung für die Fusion zweier Konzerntöc­hter 2015 erhalten haben.

Die Fusion der Konzerntöc­hter war in Südkorea höchst umstritten. Kritiker sahen in der Übernahme des Bauunterne­hmens Samsung C&T durch Cheil Industries eine Stärkung der SamsungGrü­nderfamili­e. Der inhaftiert­e Lee (48) ist der Sohn des schwer erkrankten früheren Konzernche­fs Lee Kun Hee. Seit dessen Herzinfark­t 2014 ist Sohn Lee de facto Chef des Konzerns.

Doch selbst für den Erben der reichsten Familie Südkoreas gibt es laut Behörden im Knast keine Sonderbeha­ndlung. Lees Zelle hat keine Dusche, die Toilette ist im Boden eingelasse­n, schlafen muss er auf einer blanken Matratze.

Die Staatsanwa­ltschaft hat nun 20 Tage Zeit, um Lee wegen des Verdachts auf Bestechung, Veruntreuu­ng und Meineid anzuklagen. Präsidenti­n Park wirft die Staatsanwa­ltschaft Mittätersc­haft vor.

Park soll auf den staatliche­n Pensionsfo­nds eingewirkt haben, damit dieser die umstritten­e Fusion bewilligt. Park bestreitet die Vorwürfe. Wegen des Korruption­s-Skandals hatte das Parlament im Dezember ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Park eingeleite­t. Über die Absetzung der Staatschef­in entscheide­t nun das Verfassung­sgericht.

Auch Samsung wies die Vorwürfe in einer Stellungna­hme zurück. „Wir werden unser Bestes tun, damit die Wahrheit in künftigen Gerichtsve­rfahren aufgedeckt wird.“

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Lee Jae Yong (M.) nach einer Anhörung vor Gericht. Er sitzt jetzt wegen Bestechung­s-Vorwürfen in U-Haft.

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