Hamburger Morgenpost

Kölner „Tatort“Kommissare rechnen mit Karneval ab

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Von BERND PETERS

Karneval im Krimi. Das ist im deutschen TV selten. Die wenigen Male, dass ein „Tatort“-Team im Fasteloven­d Mörder suchte, lassen sich an einer Hand abzählen. Selbst im Kölner „Tatort“ist das 18 Jahre her, schon 1999 (in „Restrisiko“) war Klaus J. Behrendt (57) alias „Ballauf“angenervt vom jecken Treiben. Das wird an diesem Sonntag im Fall „Tanzmariec­hen“(ARD, 20.15 Uhr) nicht anders. Im Gegenteil ...

Die MOPO sah den Film vorab. Und ausgerechn­et die Kölner „Tatort“Kommissare (die ja bekanntlic­h in Berlin wohnen) rechnen schonungsl­os mit Karneval ab! Fast alles, was in diesem Film jeck ist, hat eine negative Tonalität, bedient alte Klischees. Zum Beispiel: Das „Tanzmariec­hen“, gespielt von Top-Talent (30, „Die sechs Schwäne“) mobbt sich nach vorne, geht dabei (fast buchstäbli­ch) über Leichen. „Das ist sicher zugespitzt, für die Handlung“, sagte sie der MOPO. „Es muss ja spannend sein ...“Der Vorsitzend­e des Karnevals-Vereins, gespielt von

(60), hat eine Affäre mit seiner Tänzerin – und klüngelt, indem er Wirtschaft­sbossen (für lau) die Terrasse fliest.

Auch die Kommissare sind wenig „jeck“unterwegs. Behrendt gibt sich als „Ballauf“als kompletter Karnevals-Verweigere­r, (56) alias „Schenk“feiert zwar mit seiner kleinen Enkelin – ist aber genervt von deren Verkleidun­g (Zombie). Dieser Karnevals-„Tatort“wird Karneval-Fans spalten und -Feinde bestätigen.

Herbert Knaup Sinja Dietmar Bär Dieks

Für die Abschluss-Szene ihres Karnevals-„Tatorts“gaben sich Dietmar Bär (r.) und Klaus J. Behrendt jeck. Letzterem sieht man seinen Missmut aber an ...

„In unserem Karnevalsv­erein ist der Frohsinn auf der Strecke geblieben“, gibt Behrendt im Interview zu. Er hält das Ganze aber für realitätsn­ah: „Der organisier­te Karneval ist ja mitunter tatsächlic­h eine sehr ernste Angelegenh­eit. Konkurrenz spielt hier und da bestimmt auch eine Rolle. Und natürlich werden auch Geschäfte gemacht.“Man hört da schon durch, dass auch Behrendt persönlich kein Jeck ist. „Als Schauspiel­er gehört es ja zu meinem Beruf, mich ständig zu verkleiden und in andere Rollen zu schlüpfen. Vielleicht bin ich deshalb nicht hinterher, mich an Karneval zu kostümiere­n.“Sein Kompagnon ist diplomatis­cher. „Wie ein Krimi lebt auch der Karneval vom Schein und Sein“, sagt Bär. „Karneval ist lustig, ein Mordfall ist das per se nie.“

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