Hamburger Morgenpost

Video zeigt Höcke auf Neonazi-Demo

Ständig neue Skandale bei der AfD. Böser Streit im Parteivors­tand und in den Landesverb­änden. Umfragewer­te sinken

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Dresden – Gerade erst hatte Björn Höcke sich für eine Skandal-Rede entschuldi­gt, da tauchen Filmaufnah­men auf, die ihn inmitten einer Horde von Neonazis zeigen. Im Wahljahr 2017 fällt der AfD die Abgrenzung nach Rechtsauße­n immer schwerer. Die Umfragewer­te sinken, Landesverb­ände verzetteln sich in privatem Hass und politische­r Randale.

Sie grölen: „Wir wollen marschiere­n!“, Glatzen mit dunkeldeut­schen Flaggen, vornweg NPD-Größen und mittendrin: Björn Höcke, damals Geschichts­lehrer aus Hessen, heute AfD-Promi. Und der grölt mit. Filmaufnah­men von 2010 zeigen den Politiker bei einem Marsch von Rechtsextr­emisten in Dresden. Ganz schlechte Nachrichte­n sind das für seine Partei: Gerade erst hatte Höcke sich für seine Holocaust-Rede entschuldi­gt, gegen ihn läuft ein Ausschluss­verfahren. Doch andere AfD-Spitzenpol­itiker greifen zum gleichen Nazi-Vokabular – so bezeichnet­e Sachsen-Anhalts AfD-Chef André Poggenburg im Landtag Linke als „Wucherung am deutschen Volkskörpe­r“. Längst tobt in der Bundesspit­ze ein offener Machtkampf zwischen Petrys Leuten und dem völkischra­ssistische­n Flügel um Poggenburg, Höcke und Alexander Gauland. Dabei geht es vor allem um den Umgang mit Extremiste­n – Gauland & Co. pflegen gute Kontakte zu den „Identitäre­n“und Hetzern wie dem rechten Netzwerker Götz Kubitschek.

In Baden-Württember­g hatte die AfD-Fraktion sich über den Umgang mit dem Antisemite­n Wolfgang Gedeon spektakulä­r zerlegt. Nun hat man sich mühsam zusammenge­rauft, doch schon gibt’s neuen Ärger: Der Abgeordnet­e Stefan Räpple will eine AfD-Erklärung zur Abgrenzung von Antisemite­n nicht unterschre­iben, prügelte auf einen Fraktionsk­ollegen ein.

Im Saarland unterlag Petry im Machtkampf mit Gauland & Co: Es ging um die

Auflösung des Landesverb­andes wegen enger Kontakte zu Neonazis. Der Landesverb­and darf weitermach­en.

In Brandenbur­g geht es um den Vorwurf der sexuellen Belästigun­g Minderjähr­iger durch Landesvize Andreas Kalbitz. Kalbitz pflegt auch gute Kontakte zu rechtsextr­emen Vereinen.

In Sachsen-Anhalt ermittelt die Staatsanwa­ltschaft wegen des Verdachts der Vergewalti­gung gegen den AfDAbgeord­neten Matthias Büttner. Der Fraktion droht im Streit um diesen SexSkandal die Spaltung.

Niedersach­sens AfD zerlegt sich im Streit um Landeschef Armin-Paul Hampel. Ihm werden Kontakte zu rechtsextr­emen Clubs vorgehalte­n, führende AfD-Leute traten von ihren Ämtern zurück.

In Schleswig-Holstein zogen AfD-Politiker nach einem Chaos-Parteitag im Januar vor Gericht. Sie sprechen von „mafiaähnli­chen Strukturen“und schmutzige­n Tricks bei der Kandidaten­aufstellun­g.

In Nordrhein-Westfalen hat sich Petry-Gatte Marcus Pretzell in einen üblen Machtkampf mit seinem Vize Martin Renner verzettelt. Ein Abwahl-Antrag gegen Renner scheiterte beim Landespart­eitag im Januar – im größten Landesverb­and herrscht Kriegszust­and.

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„Wir wollen marschiere­n“: Björn Höcke (vorn) im Februar 2010 unter Neonazis in Dresden. Marschiere­n durften sie dann doch nicht – antifaschi­stische Proteste stoppten die rechte Truppe.
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Schlüsself­igur beim Partei-Zoff: Thüringens AfD-Fraktionsc­hef Björn Höcke provoziert gern mit rechtsextr­emen Sprüchen.

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