Front-Einsatz auf Deutschlands Kostüm-Party härtester Kostüm-Party
Gladiatoren, Matrosen, Teufel und ein Papst auf Abwegen … Was die MOPO-Reporterin beim „LiLaBe“erlebte
Mein erstes Mal. Intensiv. Laut. Polizisten, Krankenschwestern und selbst das Krümelmonster stehen um mich herum. Ich (25) bin bei „Deutschlands schärfster und wildester Kostümparty“, kurz „LiLaBe“. In der mit 100 000 Luftballons dekorierten Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Bergedorf stieg am Wochenende zum 42. Mal DIE Narrenfeier im Norden. Ich habe mich als Batgirl verkleidet, bin auf Deutschlands härtester Kostümparty im Fronteinsatz …
Direkt vor mir stolpern Supergirl, der Joker und eine Matrosin aus einem Taxi. Gefolgt von Elvis, der in der Hand noch eine Flasche mit roter Flüssigkeit hat. Beerensaft wird es sein … Vor dem Eingang stehen mehrere Polizisten und zwei Streifenwagen. Einer der uniformierten Beamten erzählt mir: „Wir erwarten für heute Abend viele Diebstähle.“Das Memo scheint auch das Personal bekommen zu haben. Überall stehen Bodyguards, alle Partywütigen werden vor dem Einlass gründlich abgetastet. „Damit auch nichts passiert“, sagt ein Mitarbeiter. Richtige Feierstimmung kommt bei mir bisher noch nicht auf.
Das ändert sich, als ich durch den Lametta-Vorhang trete, rein in eine 6000 Quadratmeter große Partyhölle. Gladiatoren, Playboy-Bunnys, Ärzte, Matrosen, Teufel und Bräute jeden Alters feiern, flirten und knutschen hier. Mein erster Stopp: eine der 20 Bars. Mit einem apfel-
saftartigen Getränk in der Hand rocke ich auf dem Alsterradio-Dancefloor mit zwei Piloten, Sailor Moon und dem Krümelmonster zu aktuellen Charthits. Als ich meinen Drink ausgetrunken habe, werfe ich einen kurzen Blick in den weniger besuchten House-Raum und bleibe danach beim Bullriding hängen. Großes Helau, als sich eine blaue Fee wacker auf dem rotierenden Bullen hält. Danach ist Herkules an der Reihe und ich ziehe weiter, tiefer in die Partyhölle.
Vom Bayrischen Biergarten aus kämpfe ich mich durch die Massen zur Hauptbühne. Denn hier gibt es brüllend laute Schlager-Hits. Genau meins! Bei „Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen“gröle ich neben drei Lederhosen-Jungs und einem Einhorn so laut mit, dass mein Hals heiser zu werden droht. Da kann nur Wasser Abhilfe schaffen, und ich gehe auf die Suche. Gerade als ich die Treppe hochgehen will, entdecke ich etwas Berühmt-Berüchtigtes: die Fummelwiese! Ein großer dunkler Raum mit vielen Matratzen. Ein Kuschelbär erzählt mir: „Vor 30 Jahren wurde hier noch kunterbunt durcheinandergevögelt.“Doch mittlerweile gönnen sich hier die Schnapsleichen eine Pause. Schließlich kann ein kurzes Verschnaufen Wunder bewirken.
Oben angekommen hat man einen tollen Ausblick auf die Partymasse. Unter den Gästen sind viele Mittfünfziger in knappen Kostümen, die hier wahrscheinlich schon vor 40 Jahren gefeiert haben. Sie hüpfen neben den Mittzwanzigern über die Tanzflache und haben den Spaß ihres Lebens. Als mich ein etwa 60-Jähriger im Papst-Kostüm („Halleluja!“) anmacht, wird es mir zu viel und ich flüchte in den VIPRaum.
Hier treffe ich auf „GZSZ“Star Kalle Haverland und Kiez-Größe Kalle Schwensen. Letzterer mit sexy Polizistin im Arm. Später kommt noch Ballermann-Königin Mia Julia dazu. Sie ist als Top Act für den Abend angesagt. „Bei LiLaBe ist es immer bunt, laut, schrill, und das ist geil“, sagt sie mir. Und kurz danach huscht sie auf die Bühne, wo sie ihren Fans ordentlich einheizt. Ich schaue mit Kleopatra und Dare Devil dem Treiben zu und mache mich dann auf den Nachhauseweg. Ich freue mich auf mein Bett, bin aber auch froh, endlich mal da gewesen zu sein.
„Bei LiLaBe ist es immer bunt, laut, schrill, und das ist geil.“Mia Julia, Top Act